Frage an Stefan Walter von Christoph M. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Walter,
viele Stromnetze gehören noch Stadtwerken, die öffentlich kontrolliert werden. Da sollte eine öffentliche Kontrolle doch machbar sein. Mit ASTROHS wird sich der größte Teil des Handels im lokalen Niederspannungsnetz abspielen. Welche Probleme sehen Sie also konkret?
ASTROHS fördert in der Tat nicht die regenerativen Energien. Sie werden ganz einfach die logische Konsequenz daraus sein. Schnelle Preisänderungen sind Gift für jede Großanlage, wenn diese mit flinken und noch dazu maßgeschneiderten Antworten zu rechnen hat. Vor allem, wenn diese flinken Anlagen auch noch aus preiswerter Massenproduktion stammen und deshalb schnell zur Marksättigung führen. Es gibt noch weitere Markteffekte, die die bevorzugte Nutzung der jeweils saubersten Energieformen SYSTEMBEDINGT bevorzugen. Wenn Sie diese Effekte nicht kennen - kennen Sie ASTROHS überhaupt?
Bezüglich des Railtaxis tragen Sie einige Bedenken vor, die im Laufe mehrjähriger "trockener Simulation" größtenteils als erledigt betrachtet werden können. Nun scheinen Ihnen diese Bedenken wichtiger zu sein als die Möglichkeit, mit nur noch 5% der heute nötigen Energie eine zu heute vergleichbare Mobilität zu erreichen, wobei locker 70% dieser nur noch 5% aus regenerativen Energien stammen werden.
Was ist so wichtig, dass Sie diese Chance verwerfen wollen? Ist es die Nachvollziehbarkeit der Verkehrsbewegungen? Müssten Sie sich dann nicht auch gegen das Telefonnetz stellen?
Warum sollte die Umsetzung meiner Ideen nur auf europäischer Ebene möglich sein? Wenn´s erwartungsgemäß funktioniert, ergibt sich automatisch eine Vorbildfunktion, die dann ihre Nachahmer bzw. Mitmachen finden wird.
Das Konzept ist rund 30 Jahre alt und wird seit spätestens 1992 öffentlich diskutiert. Was hat die Grünen die ganze Zeit davon abgehalten, selbst darüber nachzudenken? Wieso bekomme ich erst jetzt so kurz vor den Wahlen wohlklingende Worte? Woher kann ich die Sicherheit nehmen, dass nun tatsächlich was gemacht werden soll?
Sehr geehrter Herr Müller,
ich kannte Ihr Konzept bislang flüchtig. Auf Ihre Fragen hin habe ich mich selbstverständlich näher informiert. Wenn Sie die von mir vorgebrachten Bedenken für bereits geklärt halten, sollten Sie Ihre Homepage mit weiteren Informationen anreichern, damit auch technische Laien wie wir Politiker etwas damit anfangen können.
Jedenfalls ist mir noch immer nicht klar, wieso ASTROHS gerade die erneuerbaren Energien fördern soll. Auf Ihrer Homepage gehen Sie wesentlich auf, ich sags mal untechnisch, umgekehrte Abwärmenutzung als Gewinner ein (nicht erneuerbar!). Wann aber die Sonne auf mein Dach strahlt, kann ich nicht beeinflussen, und deswegen kann ich auch gerade nicht sinnvoll sagen, ich schalte jetzt bei niedrigem Strompreis meine PV-Anlage ab, nur weil das so schnell geht. Der Betreiber des großen Gaskraftwerks kann das.
Ich glaube Ihnen, dass es auf diese Fragen gute Antworten gibt. Aber erst muss die Sache auf technischer Ebene ausdiskutiert sein, bevor die Politik darüber entscheiden kann.
Deswegen kann ich Ihnen im Moment nur sagen: Die Sache ist interessant, wir wollen entsprechende Forschung fördern. Aber ich werde Ihnen nicht Investitionen von einigen (hundert) Milliarden Euro versprechen, nur weil mir persönlich Ihr Konzept gefällt. Für solche Versprechen ist eine andere Partei zuständig.
Mit freundlichen Grüßen,
Stefan Walter