Frage an Stefan Spaarmann von Claus S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Dr. Spaarmann,
seit Jahren steigen die Zuzahlungen der Patienten in unserem Gesundheitssystem und die Leistungen werden laufend gekürzt! Wie stellen Sie sich ein leistungsfähiges Gesundheitswesen in Deutschland vor?
Sehr geehrter Herr Scheingraber,
zu meinen Grundsätzen: Jeder Bürger ohne Ausnahme sollte von seinen Einnahmen einen bestimmten Teil, der seiner finanziellen Leistungsfähigkeit entspricht, einzahlen. Ich bin für ein solidarisches System mit dann kostenfreien, gleichen Leistungen für alle, wie bei der Bildung. Das folgt für mich aus dem Sozialstaatgebot des Grundgesetzes, hat mit Sozialismus nichts zu tun. Der einzuzahlende Teil muß so bestimmt werden, daß sich das System trägt und das Ganze sozial ausgewogen ist.
Eine echte Gesundheitsreform muß alle kostensenkenden Faktoren vorurteilsfrei beurteilen und integrieren. Dazu sind schon für einen Laien auf dem Gesundheitssektor - wie mich - unzählige Möglichkeiten sichtbar, von deren Ausschöpfung heute überhaupt keine Rede sein kann. Dazu gehören ohne Wertung der Reihenfolge die Verminderung der Bürokratie und die Nutzung der Datenverarbeitung, die Vermeidung von Doppeluntersuchungen, die Nutzung der Möglichkeiten der Naturmedizin, die Vernetzung der Ärzte, die höhere Wertung der persönlichen Zuwendung des Arztes zum Patienten gegenüber einer Apparatemedizin mit immer teureren Aggregaten, die Schaffung von Gesundheitszentren mit gemeinsamer Gerätenutzung, die Ersetzung teurer pharmazeutischer Präparate durch natürliche Mittel und Verfahren zur Steigerung der Leistungsfähigkeit des Immunsystems, Patientenmitbestimmung, Bevorzugung der Vorsorge mit dem Ziel der drastischen Senkung der Kosten für Medikamente - auch wenn das der Pharmaindustrie nicht paßt. Wir brauchen keine Industrie, die von Kranken lebt, sondern eine, die davon lebt, daß Menschen gesund bleiben und mehr Freude am Leben haben. Dazu gehört auch Sport und Spiel als unverzichtbarer Teil der Gesundheitsvorsorge. Wer bewußt gegen die Gesundheit handelt, indem er raucht, stundenlange Handygespräche führt, Drogen und Alkohol unvernünftig zuspricht, bei dem wäre zu überlegen, ob das ohne finanzielle Folgen für ihn bleiben soll.
In einer Art brainstorming unter fachkundiger Führung könnte man eine vorurteilsfreie Analyse des Gesundheitswesens durchführen, verschiedene Modelle vergleichen und dann auf Realisierbarkeit abklopfen. Ich bin überzeugt, daß ein paar kluge und progressive (nicht lobbygesteuerte) Köpfe in relativ kurzer Zeit das Konzept eines leistungsfähigen Gesundheitssystems erarbeiten könnten, daß ich mir ohne gründliche Untersuchung des Problems Ihnen zu präsentieren mir hier nicht anmaßen möchte. In diesem Sinne sind meine Ausführungen nur erste Ansätze.
Der zweite, ungleich schwierigere Teil ist die politische Durchsetzung eines vernünftigen Konzeptes, was im gegenwärtigen Chaos von divergierenden Interessen, in dem das Grundgesetz eine untergeordnete Rolle spielt, fast ein Ding der Unmöglichkeit ist. Die Schuld für die Zustände sehe ich bei den Parteien, die völlig vergessen haben, daß alle Macht vom Volke, von den Bürgern, und nicht von finanziell interessierten Interessengruppen, die sich die Parteien gefügig gemacht haben, ausgehen soll.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Spaarmann