Frage an Stefan Spaarmann von Beate S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Dr. Spaarmann,
Rund 1,7 Millionen Handys sollen sich laut dpa derzeit in den Händen von 6- bis 13-jährigen Kindern in Deutschland befinden. Die optimale Ausbildung eines durch das Leben tragenden Immunsystems hält der Mediziner Dr. Lebrecht von Klitzing, Lübeck, unter Mobilfunkstrahlenbelastung als äußerst gefährdet. Welche Möglichkeiten der konkreten, schnellen Einflußnahme zur Verhinderung dieser Katastrophe sehen Sie?
Sehr geehrte Frau Stemmler,
sie stellen mir eine sehr, sehr schwierige Frage, denn was sie sagen, ist völlig richtig: Es bahnt sich eine Katastrophe an, wenn nicht schnell etwas geschieht. Die Anzahl der Kinder, die Handys benutzen, nimmt ständig zu. Aber das Problem wird absichtlich vertuscht, allein aus kommerziellen Interessen. Die Regierung, beraten durch die Strahlenschutzkommission des Bundesamtes für Strahlenschutz, streitet einfach jede Gefahr für Kinder ab. Die Kinder werden an das Handy von Eltern herangeführt, die mangels Zeit und Vorbildung auf die Fürsorgepflicht des Staates vertrauen und glauben, die Kinder wären wirklich nicht gefährdet. Vertrauen ist heutzutage nicht gut, Kontrolle wäre besser. Der Staat befindet sich in finanziellen Verstrickungen gegenüber der Mobilfunkindustrie, was wiederum die tiefere Ursache der Falschaussagen zum Thema ist.
Es gibt viele Länder, wo Handybenutzung Kindern unter 16 Jahren verboten ist. Deutschland sorgt sich nicht um seine Kinder, das ist die traurige Wahrheit. Was kann man tun ?
1. Es ist wie beim Rauchen: Möglichst früh muß den Kindern erklärt werden, warum ein Handy nicht modern, sondern gefährlich ist. Sie verstehen mehr, als man erwartet. Daß es nur für den Notfall da ist, daß es besser ist, die Freundin zu besuchen, als mit ihr am Handy zu schwatzen. Ehe die Kinder süchtig werden, muß das geschehen. Notfalls auf Druck der Eltern. Das muß schon im Kindergarten und in der Grundschule geschehen. Dort sehe ich die effektivste Möglichkeit der Einflußnahme. In der Schule hat ein Handy nichts zu suchen, für ein Handyverbot in Schulen gibt es zahllose Gründe: Es ist nicht nur gesundheitsgefährlich, sondern es stört den Unterricht, schadet der Konzentration und Aufmerksamkeit für Stunden, alle Nachbarn sind unfreiwillig betroffen, der Lehrer kann beim Unterricht belauscht werden, es kann gespickt werden, Prüfungsarbeiten können mit dem Fotohandy nach außen gelangen usw. In jeder Schule müssen natürlich Möglichkeiten vorhanden sein, damit die Kinder drahtgebunden telefonieren können. Meine Erfahrung besagt, daß die meisten Lehrer nicht über den vernünftigen Umgang mit dem Handy und die physikalischen Zusammenhänge und die biologischen Wirkungen informiert sind. Eine Schande für das deutsche Bildungswesen, eine solche Unkenntnis bei modernen Kommunikationsmitteln zu zulassen.
2. Fördergelder sollten bereitgestellt werden für ein Einknopf-Kinder-Notfall-Handy. Das wäre eins zwei drei auf dem Markt und genügt dem Sicherheitsbedürfnis der Eltern. Kinder unter 16 sollten nur solche Handys bekommen. Wenn sie alt genug für "richtige" Handys sind, wissen sie dann, wie es funktioniert und wie man es handhabt.
3. Die Richtlinien zur Produkthaftung nach dem Verursacherprinzip müssen auf die drahtlose Kommunikation angewendet werden. Da müssen die Umweltverbände und die wenigen umweltbewußten Parteien außerparlamentarisch auf das Parlament Druck machen. Die Hersteller der Handys müssen gesetzlich eine Haftpflichtversicherung vorweisen, sie werden sich dagegen mit allen legalen und illegalen Mitteln wehren, obwohl eine solche Maßnahme angemessen ist.
4. Ärzte müssen in der Ausbildung das Problem kennenlernen, das Verschreiben von abhängig machenden Medikamenten gegen Kopfschmerzen bei Kindern, die vom Handy herrühren können, sollten die Kassen unterbinden. Hier muß das Gesundheitsministerium in die Pflicht genommen werden. Die Kosten des Gesundheitswesens werden bald nicht mehr bezahlbar sein, denn die Anzahl unspezifischer Symptome durch den allumfassenden Funksmog auf allen Frequenzen wird immer mehr zunehmen. Vergleichsgruppen ohne Smogeinwirkung gibt es nicht mehr. Wir werden Knechte der Pharmaindustrie.
5. Der Verbraucherschutz und der Jugendschutz muß sich im Bundestag des Problems vordringlich annehmen und über ein Bündel von Maßnahmen beraten, sondern machen sich die Verantwortlichen mitschuldig.
6. Wähler sollten Kandidaten für den Bundestag daran messen, was sie für den Kinderschutz unternehmen wollen. Es ist scheinheilig von den großen Parteien, darüber zu sprechen, Deutschland müsse mehr für Kinder und die Familie tun, andererseits aber die Augen vor offensichtlichen Risiken für die Kindergesundheit zu schließen.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Spaarmann