Frage an Stefan Spaarmann von Hans-Udo Weiland BUND S. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrter Herr Spaarmann,
welchen Stellenwert hat für Sie ein umfassender Verbraucherschutz durch lückenlose und verständliche produktbezogene Information über Herstellungsmethoden von Nahrungsmitteln, Beimischung von Zusatzstoffen, Einsatz und Rückständen von Pestiziden und anderen chemischen Stoffen sowie über die Verwendung genmanipulierter Produkte?
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Udo Weiland
BUND LV Sachsen e.V.
Lieber Herr Weiland,
Verbraucherinformation betrachte ich neben der Produkthaftung als die wichtigste Komponente des Verbraucherschutzes. Sie sprechen speziell den Verbraucherschutz bei Nahrungsmitteln an. Nahrung ohne schädliche Inhaltsstoffe - egal ob sie unabsichtlich aus Schlamperei oder absichtlich aus kalter Berechnung hineingeraten sind - ist für mich genau so ein elementares Recht des Bürgers wie saubere Luft, sauberes Wasser usw. Die Ernährung greift unmittelbar in das Leben und die Gesundheit ein, die durch Artikel 2 GG geschützt sind. In der heutigen Zeit ist es, das beweist die Praxis, unbedingt notwendig, genau zu wissen, welche Inhaltstoffe die gekauften Lebensmittel enthalten. Ungefähre oder unklare Angaben reichen nicht aus, vielmehr müssen die Hersteller gesetzlich gezwungen werden, alle Daten offenzulegen, die von entsprechenden Kontrollstellen bei zyklischen Lebensmittelkontrollen ermittelt werden oder nach dem Stand der Forschung Anlaß zur Beobachtung geben. Daß die Daten verständlich sein sollen, dem stimme ich zu, aber das darf nicht bedeuten, daß die Angaben nicht wissenschaftlichen Ansprüchen genügen, auch sollten Angaben zur Analysemethode und der Prüfstelle gemacht werden. Des weiteren darf dem Verbraucher nicht unter dem Vorwand des Firmengeheimnisses verschwiegen werden, wie der Produktionsprozeß abläuft, wenn dies zu neuen Eigenschaften führt. Das deshalb, weil ein öffentliches Interesse der Offenlegung besteht. Die Herstellung von Lebensmitteln darf nicht eine Beliebigkeit der Mittel erlauben.
Es wird sie interessieren, daß es heute neben den chemischen und biochemischen Analysemethoden auch physikalische, viel weitergehende Möglichkeiten gibt, den Verbraucher über die Qualität der Nahrungsmittel zu informieren. Ein Beispiel: Aus der Photometrie der Biophotonen (nach Popp) kann ermittelt werden, ob pflanzliche oder tierische Nahrungsmittel vollwertig sind, welche Vorgeschichte sie haben. Beispielsweise sind - das werden einige nicht gern hören - Nahrungsmittel, die in der Mikrowelle zubereitet wurden, im biologischen Sinne tot. Die konventionelle Analyse solcher Lebensmittel ist nicht in der Lage, dies festzustellen. Im Sinne der Verkaufsförderung durch genauere Information sind also noch viele Möglichkeiten vorhanden, die Produzenten und gleichzeitig Konsumenten zugute kommen.
Genmanipulierte Produkte lehne ich prinzipiell ab, das mindeste ist aber, daß der Verbraucher über solche Inhaltstoffe genaue Informationen erhält. Genmanipuliertes Getreide macht den biologischen Anbau kaputt, denn es ist logischerweise unmöglich, fremde Felder davon frei zu halten. Das kann katastrophale Folgen für die Artenvielfalt bedeuten. Zweitens werden teilweise durch die eingebauten Gene schädliche Stoffe produziert. Drittens entsteht bezüglich des Saatgutes eine Abhängigkeit vom Saatguthersteller, welches der wirkliche Grund der Forderung nach genetisch veränderter Sorten ist, es steckt nur das Geschäft dahinter. Die ökologischen Folgen des Anbaus genmanipulierter Sorten auf Tier- und Pflanzenwelt sind als katastrophal einzuschätzen. Die Genmanipulation tierischer Nahrungsmittel lehne ich aus ethischen Gründen ab, die Folgen sind völlig unabsehbar.
Wenn genetische Änderungen sinnvoll sind, dann sind die bekannten Methoden der Züchtung vollkommen ausreichend, und nur sie sind sinnvoll und vertretbar.
Zusammenfassend möchte ich folgendes sagen: Zu einer Ware gehört Information und Aufklärung des Käufers genau so wie die Verpackung. Das muß auch für preiswerte Produkte gelten. Es ist klar, daß das nur schrittweise gegen die Lobby durchgesetzt werden kann. Letzten Endes ist das auch zum Vorteil der Hersteller. Solche Hersteller, die gute Verbraucherinformation anbieten, bieten Sicherheit für Verbraucher und Verkäufer, und das wird sich langfristig auszahlen. Gute Verbraucherinformation halte ich für effektiver als die übliche plakative Werbung ohne Sachinformation.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Spaarmann