Frage an Stefan Liebich von Miriam S. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Liebich
Würden Sie mir dahingehend zustimmen, das nur weil man Flüchtlinge nicht in unser Land, beziehungsweise nicht nach Europa lässt, dieses nicht gleichbedeutend damit ist das diese Flüchtlinge sterben müssen, da man beispielsweise Flüchtlingslager nahe ihrer Heimat finanzieren kann (also inklusive Nahrung, Wasser, Medikamente, Anziehsachen, Bildung etc) die gegebenenfalls vom Militär geschützt werden oder da man angrenzende Länder nahe der Krisenregion finanziell unterstützen kann die diese Flüchtlinge aufnehmen?
Das ganze ist auch deutlich günstiger. So könnte man beispiesweise für jeden syrischen Flüchtling der hier nach Deutschland kommt, für die gleiche Menge an Geld, 10 syrischen Flüchtlingen in Jordaninen helfen.
https://twitter.com/data_debunk?lang=de
Mit freundlichen Grüßen
M. S.
Sehr geehrte Frau S.,
weltweit sind laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) über 65 Millionen Menschen auf der Flucht, davon fast zwei Drittel innerhalb der Grenzen ihres Heimatlandes. Nur die wenigsten erreichen Europa. Eine Flucht nach Europa ist teuer und gefährlich, legale Fluchtwege gibt es so gut wie gar nicht. So haben vor allem die Nachbarstaaten von Kriegs- und Krisengebieten die größten Herausforderungen zu bestehen. Seit 2011, dem Beginn des Bürgerkriegs in Syrien, sind von dort über fünf Millionen Menschen in die Nachbarländer geflohen. Im kleinen Libanon stellen syrische Flüchtlinge seit 2014 mit über einer Million Menschen etwa ein Fünftel der Bevölkerung. In Syrien selbst gibt es weitere sechs Millionen sogenannte Binnenflüchtlinge. Im Vergleich dazu wurden bis März 2017 in der gesamten EU, in Norwegen und der Schweiz 920.000 Asylanträge von Geflüchteten aus Syrien verzeichnet – bei einer Gesamtbevölkerung von über 500 Millionen Menschen in der Europäischen Union.
Wir als Linke wollen, dass Menschen, die vor Krieg, Not und Gewalt nach Europa fliehen, menschenwürdig aufgenommen werden. Dabei hat für uns die Bekämpfung der Fluchtursachen eine zentrale Bedeutung, geht es doch darum, diesen Menschen in ihren Herkunftsländern wieder eine Perspektive geben zu können, auch wenn dies ein längerfristiger Prozess sein wird.
Noch ein persönliches Wort zum Schluss. Mir ist immer bewusst, dass es viele Bürgerinnen und Bürger in Deutschland verunsichert und manche sogar ängstigt, wenn Menschen mit einer anderen Kultur, einer anderen Religion, manchmal mit einem anderen Aussehen und meist mit einer anderen Sprache, plötzlich zu Nachbarn werden. Doch oft genug wird sich herausstellen, dass diese Menschen gar nicht so sehr anders sind. Sie streiten und lieben sich, sie sind arbeitsam und wissbegierig, kleinkariert und großzügig, modern und konservativ, haben Laster und Spleens – so wie wir alle. Heißen wir sie also willkommen.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Liebich