Frage an Stefan Liebich von Hany E. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Liebich,
wir ÄgypterInnen in Deutschland haben aus der Presse erfahren, dass die Bundeskanzlerin und der Wirtschaftsminister den Führer des Militärputsches in Ägypten El Sisi zum Staatsbesuch in Deutschland einluden.
Im Namen der DÄUD –Deutsch Ägyptischen Union für Demokratie- möchten wir einem solchen Staatsbesuch gänzlich widersprechen. Die Einladung kommt zu einer Zeit fortwährender Repressionen, Einschränkungen der Pressefreiheit, tagtäglicher willkürlicher Verhaftungen, Massenverurteilungen zum Tode, Tötungen auf der Straße und an Universitäten, sowie, Folter, sexueller Übergriffe, Vergewaltigungen durch Sicherheitskräfte gegen Bürger, die sich mit friedlichen Protesten gegen das Militärregime auflehnen. Die Führer des Militärputsches sind in europäischen Gerichtshöfen wegen Kriegsverbrechen angeklagt.
Offizielle Berichte von Human Rights Watch (HRW) belegen und dokumentieren die Ausschreitungen. Die ägyptische Justiz ist zu einem Werkzeug der Putschbehörden geworden, welches es ermöglicht, Zivilisten aller Lager zu unterdrücken, zu inhaftieren und zu töten.
Wir ÄgypterInnen in Deutschland befürworten die Ägyptische Revolution des 25. Januar 2011, schätzen die bisherige Haltung der Bundesregierung, gegen den Militärputsch, die sich zum Bespiel in einem Stopp der Waffenlieferung und einer öffentlichen Missbilligung äußerte.
Die drastische Änderung der Haltung der Bundesregierung und ihrer Beziehungen zum Militär Ägyptens ist uns gänzlich unverständlich.
Wie erklären Sie diesen Wandel? Inwiefern kann die Opposition einem solchen Einladung widersprechen?
DÄUD
Dr. Hany Elgendy
pr@icega.org
Sehr geehrter Herr Dr. Elgendy,
Herzlichen Dank für Ihre Anfrage. Ihre Wut und Ihr Unverständnis sind nachvollziehbar. Ich teile Ihre Meinung zur aktuell verheerenden Situation in Ägypten. Die Berichte von Human Rights Watch, Amnesty International und vielen anderen NGOs schockieren auch uns immer wieder und lösen massive Besorgnis aus. Die Übernahme der Regierung durch das Militär halte ich, ebenso wie Sie, für nicht legitim.
Diese Positionen, wie beispielsweise auch einen Stopp der Lieferung von Waffen -nicht nur an die ägyptische Regierung, sondern in alle Krisenregionen-, bringen wir immer wieder auch gegenüber der Bundesregierung vor. Die Gründe dafür, warum die Bundesregierung ihre derzeitige Position zu Ägypten so eingenommen hat, sollten meines Erachtens die Mitglieder der Regierung selbst benennen, durchaus auch auf dieser Plattform.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Liebich