Frage an Stefan Liebich von Günter S. bezüglich Wirtschaft
Die wirtschaftliche Produktivität hat auf Grund umfassender technologischer Erfolge in den letzten Jahrzehnten weltweit enorm zugenommen. Seitdem wird in immer größerem Umfang menschliche Arbeitskraft durch den Einsatz von Maschinen und neue Produktionstechniken ersetzt. Mit anderen Worten: Immer weniger Menschen erwirtschaften immer mehr Güter, Waren, Dienstleistungen. Und immer weniger Menschen können sich die inzwischen im Überfluss hergestellten Waren und Güter leisten.
Der Ausweg aus dem Dilemma sieht der Mainstream in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft – national wie international - in der Steigerung der Produktivität bei Senkung der Arbeitskosten, Rationalisierungen und einem drastischen Abbau der sozialen Sicherungssysteme.
Im Ergebnis werden noch weniger Menschen noch mehr Waren, Güter, Dienstleistungen für ein geringeres Einkommen erwirtschaften und noch weniger Menschen werden sich noch weniger leisten können.
Dazu folgende Fragen an Sie:
1) Halten Sie Vollbeschäftigung zu menschenwürdigen Bedingungen in Deutschland in den nächsten 20 Jahren für erreichbar?
2) Wenn nein, wie wollen Sie verhindern, dass die beschriebene Entwicklung zu einer dauerhaften Benachteiligung und Verarmung weiter Bevölkerungskreise geht?
3) Wie beurteilen Sie die Chancen und Möglichkeiten, die ein bedingungsloses Grundeinkommen (siehe z.B. www.grundeinkommen.de) in diesem Zusammenhang bietet?
Sehr geehrter Herr Sölken,
die Steigerung der Produktivität ist eine gute Sache und dass die Menschen mehr Zeit haben, auch. Trotzdem muss man menschenwürdig leben können. Ich glaube nicht, dass man am Ziel der Vollbeschäftigung ernsthaft festhalten kannn. Wir setzen daher auf Arbeitszeitumverteilung durch den Abbau von Überstunden, Arbeitszeitverkürzung, Einführung von Sabaticals u.ä. Eine Grundsicherung, die in einem ersten Schritt 750 Euro betragen soll, ist Ziel der Linkspartei.PDS, wie es in unserem Wahlprogramm nachzulesen ist. Über das bedingungslose Grundeinkommen wird derzeit diskutiert, aber es gibt in meiner Partei großes Wohlwollen gegenüber dieser Idee.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Liebich