Frage an Stefan Gelbhaar von Eberhard F. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Gelbhar
die Arbeitsfähigkeit der Berliner Jugendämtern ist teilweise stark beeinträchtigt.
Seit 2013 kämpfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jugendämter um bessere Bedingungen und Mindest-Personalausstattungen, insbesondere in den Regionalen Sozialen Diensten.
Im Jahr 2015 wurde durch die Senatsverwaltung eine „Maßnahmeplanung zur nachhaltigen Sicherung der Aufgabenerfüllung der Berliner Jugendämter“ erarbeitet.
Bis zum heutigen Tag wurden die Forderung einer im Ländervergleich angemessenen Bezahlung und der wichtigste Punkt, nämlich eine verbindliche Fallhöchstzahl pro Mitarbeiter festzulegen (= Personalbemessungsmodell, um eine Mindestqualität zu erreichen) nicht umgesetzt. Die Situation in vielen Jugendämtern ist nach wie vor desolat. Die Personalzuführungen im Rahmen der „wachsenden Stadt“ ändern an dem Zustand nichts, da diese ja für zusätzliche Aufgaben gewährt werden.
Werden Sie und Ihre Partei etwas tun um diesen Zustand zu ändern und wenn ja, was genau wird das sein?
Vielen Dank für Ihre Antwort
Sehr geehrter Herr F.,
die undifferenzierten Personaleinsparungen im öffentlichen Dienst in den letzten Jahren nur nach Personalzielzahlen hat dazu geführt, das wichtige Bereiche nicht mehr sinnvoll arbeitsfähig sind. Frei werdende Stellen durften nicht mehr, oder erst nach Monaten, wieder besetzt werden. Diese Art der „Personalentwicklung“ muss ein Ende haben. Die Jugendämter brauchen klar mehr Personal. Damit kann sich wieder um die Familien gut gekümmert werden, die Hilfe brauchen. Ideal wäre eine Quote der zu bearbeitenden Fälle, welche den wöchentlichen Arbeitsstunden der Fachkräfte entspricht. Dafür stehen allerdings weder die Mittel noch die gut ausgebildeten Fachleute derzeit in Berlin zur Verfügung. Deshalb wird diese Quote nur in mehreren Schritten erreichbar sein. Um genügend Fachkräfte zu gewinnen müssen Aus- und Weiterbildung verbessert werden. Die Besoldung muss überarbeitet und der Verantwortung, die die Mitarbeitenden übernehmen, angepasst werden.
Bündnis 90/ Die Grünen wird sich dafür einsetzen, dass das Land Berlin die Mittel bereitstellt, damit die Jugendämter wieder den Kinderschutz sicherstellen, Kinder, Jugendliche und ihre Familien wieder angemessen betreuen und dabei ohne Überlastung - wie von Ihnen ja für die aktuelle Situation zutreffend beschrieben - arbeiten können. Besonders die rechtzeitige Nachbesetzung von Stellen darf nicht wieder verzögert werden. Nur mit der rechtzeitigen Nachbesetzung ist eine gute Einarbeitung möglich, nur so gehen keine wichtigen Informationen über die Familien verloren, was ich sehr wichtig finde.
Das Geld, dass hier eingesetzt werden muss ist gut angelegt. Denn nichts wird teurer für Berlin, als versäumte rechtzeitige und gute Hilfe. Eine gute und enge Begleitung der Familien kann auch helfen, die Mittel gezielter und effektiver einzusetzen. Dann können auch nicht funktionierende Hilfen vermieden werden, welche anderenfalls niemand rechtzeitig erkennt und die deswegen monatelang weiterlaufen. Die Jugendämter brauchen mehr Spielraum für ihre Mittel, um diese nach ihren eigenen Erkenntnissen einzusetzen. Mehr Personal kann also helfen, sinnlose Ausgaben für unwirksame Hilfen zu vermeiden. Das muss und kann nur vor Ort beurteilt werden - und nicht fernab in der Senatsverwaltung.
Mit freundlichen Grüßen,
Stefan Gelbhaar.