Frage an Sirko Schulz von Arno E. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Schulz,
in der Berliner Parteienlandschaft findet sich eine breite Zustimmung für die Schaffung kostenfreier Kinderbetreuung. Lediglich die FDP scheint diesem (überaus populären) Thema nicht allzuviel abzugewinnen. Wie lautet Ihre Startegie zur Verbesserung der Bildungschancen für die Kinder der Hauptstadt?
Gruß Arno Edinger
Sehr geehrter Herr Edinger,
zuallererst muss ich etwas richtigstellen. Die Forderung kostenfreier Kindertagesstätten ist eine langjährige Position der Berliner FDP. Sie steht auch in unserem Wahlprogramm für die Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus.
Man muss bei allem Geldverteilen jedoch auch immer im Blick behalten, dass es das Geld von Steuerzahlern ist, dass dort ausgegeben wird. Bei den meisten anderen Parteien vermisse ich dieses Augenmaß. Darüber hinaus ist Berlin hoch verschuldet und klagt vor dem Bundesverfassungsgericht auf die finanzielle Unterstützung durch den Bund und die anderen Länder. In dieser Situation 37 Mio. EUR zuzusagen - soviel kostet die kostenlose Kinderbetreuung ca. jährlich - ohne die Quellen zu benennen, ist hochgradig unredlich.
Ich denke, dass wir das Geld an dieser Stelle jedoch unbedingt investieren müssen. Die Einsparmöglichkeiten, die das ermöglichen sollen - denn Steuererhöhungen schließt die FDP aus - sind in unserem Programm klar benannt.
Die Sprachschwierigkeiten, die sich bei Kindern aus allen gesellschaftlichen Milieus feststellen lassen, können am besten frühstmöglich behoben werden, nicht erst in der Schule. Der Kindergarten als Bildungseinrichtung dient auch dem Erlernen sozialer Kompetenzen im Umgang mit anderen Kindern. Darüber hinaus ermöglicht eine umfassende Kinderbetreuung die Berufstätigkeit beider Eltern. Hier wurde in den letzten Jahren viel verschenkt, was meist leider nicht mehr aufgeholt werden kann. Deshalb plädiere ich für kostenfreie Kitas.
Es ist doch heute eine obskure Situation: Die Elementarbildung im Kindergartenbereich ist kostenpflichtig und die höhere universitäre Bildung kostenfrei. Dieses Verhältnis soll umgekehrt werden.
Weiterhin fordern wir die Einführung einer Start-Klasse, in der die Kinder bereits ein Jahr vor der regulären Einschulung in ihren individuellen Fähigkeiten gefördert werden, vor allem aber ihre Schwächen verringert werden sollen. Grundsätzlich ist es aus meiner Sicht hilfreich, die Autonomie der Bildungseinrichtungen zu stärken. Wenn Kinder, Eltern und Lehrer vor Ort umfassend entscheiden und gestalten können, wird es bessere Ergebnisse mit höherer Akzeptanz geben und ein Wettbewerb der Ideen initiiert.
Mit besten Grüßen
Sirko Schulz