Sirko Schulz
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Frage von Marina V. •

Frage an Sirko Schulz von Marina V. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Schulz,
wie stehen Sie persönlich als Student und FDP-Mitglied dem Thema "Einführung von Studiengebühren in Deutschland" gegenüber?

Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau Vievering,

diese Frage taucht oft auf, weil es auf den ersten Blick schizophren scheint, dass man dafür eintritt dass eine Leistung, die man selbst kostenlos in Anspruch nimmt, künftig mit einem Eigenanteil finanziert werden soll.

Das Studium ist eine Leistung, die jeder individuell für sich in Anspruch nimmt. Das damit auch ein gesellschaftlicher Nutzen entsteht ist ein positiver Nebeneffekt, aber nicht originäres Ziel. Junge Leute studieren, um einen interessanten Job zu bekommen, in dem sie sich selbst verwirklichen können und mehr Geld zu verdienen. Das finde ich gut, nur meine ich, dass Studierende dafür auch einen Eigenanteil bringen sollten. Deshalb bin ich für die Einführung eines nachgelagerten Studienentgeltes von maximal 600,- EUR pro Semester.

Dass es sich um nachgelagerte Studiengebühren handelt, ist dabei ein wichtiger Hinweis, denn so wird vermieden, dass Studierende aus finanziell weniger gut ausgestatteten Familien das Studium gar nicht erst anfangen. Sie zahlen also während des Studiums gar keine Studienentgelte, sondern die Rückzahlung beginnt erst mit der Aufnahme eines Jobs.

Das Standardargument, Studiengebühren seien unsozial finde ich immer wieder irritierend. Im momentanen Finanzierungssystem trägt der Steuerzahler den persönlichen Vorteil einzelner. Polemisch formuliert: Die Kassiererin beim Lidl finanziert das Studium des Arztsohnes. Das ist durchaus gesellschaftliche Wirklichkeit, weil die Wahrscheinlichkeit, dass ein Student aus einer Akademikerfamilie kommt, in Deutschland trotz kostenlosem Studium deutlich höher ist als in den USA, Australien und Österreich, die Studiengebühren verlangen.

Durch die Einführung von Studienentgelten stiege die Stellung der Studierenden im akademischen Alltag: Sie sind die Kunden und die Stimmung, die man in der universitären Verwaltung kennenlernt (Achtung, Kunde droht mit Kauf!), würde nicht länger tragfähig. Der bauliche Zustand, die Bücher in der Bibliothek, die Kursstärken. usw., all das ließe sich modernisieren. Die Zahler hätten somit auch den Benefit.

Studienentgelte sind nicht das Allheilmittel. Aber flankiert durch eine größere Hochschulautonomie bei der Berufung und Bezahlung, dem Ende der Verbeamtung von Professoren usw. sind sie in der Lage, das deutsche Universitätssystem zukunftsfähig zu machen.

Mit besten Grüßen
Sirko Schulz