Frage an Simon Rabente von Alex M. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Rabente,
hier meine zweite Frage. Die bezieht sich mehr auf Ihren Kernbereich, da Sie ja - wie Sie selber sagen - einen Schwerpunkt auf Bildung setzen.
Thema: Familie und Job
Sie lehnen einen Rechtsanspruch auf eine Betreuung der Unter-Dreijährigen ab mit dem Hinweis auf "alternative Arbeits- und Lebensmodelle". Meiner persönlich gemachten Erfahrung nach zwingt gerade die Unterversorgung von Kita-Plätzen die Familien in traditionelle Rollenmodelle, denn im Zweifel bleibt eine Kinderbetreuung wieder bei den Frauen hängen, da in Deutschland Männer in ihren Berufen durchschnittlich fast ein Viertel mehr verdienen aus Frauen (Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,681916,00.html ) . In dieser Situation entscheiden sich viele Familien bei fehlender Betreuung und selbst bei einem Wunsch der Frau auf beruflichen Wiedereinstieg auf einen Verzicht der Frau auf einen Job. Resultat ist das alte Bild des vollzeitarbeitenden Mannes und der daheimgebliebenen Frau, also das Gegenteil der von Ihnen geförderten "alternativen Modellen".
Die Position erinnert mich eher fatal an die Vorschläge der CSU auf "Heimprämien", also Geld an Eltern (faktisch: die Mütter) zu zahlen statt Kita-Plätze zu schaffen, damit die zu Hause bleiben und bloß das heile Familienbild erfüllen.
Aber vielleicht haben Sie ja eine anderen Begriff von "alternativen Arbeits- und Lebensmodellen". Fakt ist, dass gerade in Köln eine dramatische Unterversorgung an Kita-Plätzen herrscht (4000 Kinder auf der Warteliste), die Stadt Köln dem neuen Rechtsanspruch der Ab-Dreijährigen schon nicht nachkommen kann. In Köln werden Babys am Tag der Geburt bei der Stadt auf die Kita-Warteliste gesetzt.
Ihre Positionen sind ja sonst auch eher wirtschaftsliberal und gegen kollektive Lösungen. Wie das aber mit der Förderung von Ihren "alternativen Lebensmodellen" gehen soll, wird mir nicht klar.
Mit freundlichen Grüßen,
A.
Sehr geehrter Herr May,
ein Betreuungsgeld lehne ich strikt ab. Meiner Meinung nach zielt diese
Förderung gerade auf Familien, die generell finanzielle Schwierigkeiten
haben. Somit verkommt das Betreuungsgeld zu einem "Schweigegeld", damit das
Land weniger Geld in den Ausbau von KiTa-Plätzen stecken muss und die
Familien ihre Kinder somit zu Hause lassen. Somit werden diese Kinder vom
sozialen Leben ausgeschlossen.
Unter der Förderung alternativer Arbeits- und Lebensmodelle stelle ich mir vor, dass beispielsweise das Arbeiten von zu Hause aus stärker gefördert und vom Land bei Unternehmen besser beworben wird. Dadurch wäre die Betreuung eines Kindes auch während der Arbeitszeit möglich. Auch eine flexiblere Gestaltung von Arbeitszeiten spielt eine Rolle. Gerade in den ersten Lebensjahren halte ich es für wichtig, dass Eltern die Möglichkeit haben bei ihren Kindern zu sein. Krabbelgruppen können zudem bereits vor der Kindergartenzeit für das gemeinsame Betreuen von Kleinkindern genutzt werden. Dafür müssen vermehrt Räumlichkeiten, usw. zur Verfügung gestellt werden. Ab dem dritten Lebenjahr muss es folgend möglich sein, das Kind unabhängig der Religionszugehörigkeit, usw. in einer (religions-) neutralen KiTa unterzubringen.
Schöne Grüße
Simon Rabente