Frage an Silke Stokar von Neuforn von Heinz S. bezüglich Energie
Sehr geehrte Frau Stokar,
meine Frage bezieht sich auf das Themengebiet Energieversorgung und Erdöl.
Die Grünen treten seit langem für eine Politik "weg vom Öl" und für erneuerbare Energien ein, was mich jedoch verwundert ist die Tatsache, dass im Grünen Wahlprogramm das Ziel einer Versorgung mit 100% regeneraiven Energien und Rohstoffen nicht ausgesprochen wird.
Warum trauen sich die Grünen nicht, dieses Ziel offen auszusprechen?
Oder erachten sie es etwa als nicht besonders erstrebenswert?
Die zweite Frage geht um den Themenkomplex Erdöl.
Etliche Geologen und Wissenschaftler gehen mittlerweile von einer sogenannten Glockenkurve der weltweiten Erdölproduktion aus. Die Förderraten steigen jedes Jahr, bis die Spitze der Kurve erreicht ist, ab diesem Zeitpunkt sinken die produzierten Mengen an Erdöl kontinuierlich ab.
Nicht erst seit dem Hurrikan Katrina und den damit verbundenen Produktionsausfällen ist die Lage auf dem Erdölmarkt sehr angespannt. Meinen sie, dass wir uns zur Zeit auf der Spitze der Erdölproduktion befinden, halten sie Peak Oil für eine Realität?
Und in wie weit bezieht der deutsche Bundestag dieses Problemfeld der Energieversorgung - immerhin geht es um den wichtigsten Energielieferant unserer Gesellschaft - in seine aktuellen Überlegungen zur Energieversorgung der BRD mit ein?
Mit freundlichen Grüßen,
Heinz Strunk
Sehr geehrter Herr Strunk,
vielen Dank für Ihre Frage zur Energieversorgung. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN haben ein umfangreiches Konzept „Weg vom Öl“ entwickelt. Im grünen Wahlprogramm streben wir an, bis zum Jahr 2020 durch die Förderung der erneuerbaren Energien 25 % des Gesamtenergiebedarfs zu decken, bis zum Jahr 2020 wollen wir die Energieversorgung durch Atomstrom endgültig beenden. Dies sind unseres Erachtens realistisch erreichbare Ziele. Durch nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare Energien wollen wir 25 % der stofflichen Nutzung, 25 % der Stromversorgung, 25 % der Wärmenutzung und 25 % der Kraftstoffe decken.
Peak Oil ist eine Realität. Billiges Oil wird es nicht mehr geben. Das Ende des Öl-Zeitalters ist in Sicht. Eine Strategie „Weg vom Öl“ ist alternativlos. 2 Milliarden Menschen haben immer noch keinen Zugang zur Energieversorgung, die Ressourcen werden knapper, der Klimawandel schreitet mit weltweiten Katastrophen voran und die Nachfrage nach Energie wächst dramatisch.Wir setzen uns für eine zukunftsfähige Energieversorgung weg vom Atom und weg vom Öl ein.
Die rot-grüne Bundesregierung hat seit 1998 die Energiewende eingeleitet. Die Vereinbarungen zum Atomausstieg stellen sicher, dass bis zum Jahr 2020 alle Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet sind. Den Anteil an Erneuerbaren Energien im Stromverbrauch haben wir mehr als verdoppelt. Die Anbaufläche für nachwachsende Rohstoffe haben wir verdreifacht und das Biotreibstoffvolumen verzehnfacht. Durch Kredite des Bundes wurden seit 1998 230.000 Gebäude energetisch saniert. Wir Grünen wollen die Energiewende auch im kommenden Bundestag konsequent weiterführen. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wollen wir ausweiten und durch ein Regeneratives Wärmegesetz ergänzen. Schrittweise sollen Öl und Gas durch heimische, umweltfreundliche Energien wie Solarkollektoren, Holzpelletanlagen oder Erdwärme ersetzt werden. Das Potential von Biotreibstoffen soll durch neue Verfahren, eine Ganzpflanzennutzung sowie die die Beimischung von Biokraftstoffen ausgeweitet werden. Energieforschung spielt eine zentrale Rolle bei der zukünftigen Energieversorgung. Hier wollen wir gezielt Investieren. Natürlich bleibt es Grünes Ziel, die Energieversorgung zu 100 % regenerativ zu gestalten, erreichen können wir dies nur durch einen Mix an Maßnahmen.
Mit freundlichen Grüßen
Silke Stokar