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Siegfried Tittmann
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Frage von Marco S. •

Frage an Siegfried Tittmann von Marco S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Hallo Herr Tittmann,

Sie schreiben auf Ihren Plakaten weitestgehend Arbeit für Deutsche und mehr Geld für Deutsche. Ich bin der Meinung, dass man nicht vergessen sollte, dass unser Land warscheinlich ohne Ausländische Unterstützung gar nicht die Wirtschaftskraft, die wir zum heutigen Zeitpunkt haben, je gehabt hätte. Denken Sie zum Beispiel an die türkischen Arbeiter, die damals in unser Land gebeten wurden, um hier zu arbeiten. Denken Sie nicht, man sollte sich eher revanchieren und sich für eine gelungene Integration einsetzen ?

Mit freundlichen Grüßen

Marco Schmedes

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Antwort von
PdB

Sehr geehrter Herr Schmedes,

Sie stellen eine wichtige und auch berechtigte Frage.

Schade, dass Sie vermutlich nicht zu den Bürgern gehören, die sich am 6. Mai unter den am Montag in buten un binnen gezeigten skandalösen Umständen in die Stadthalle Bremerhaven durchschlagen konnten. Auf unserer dortigen Wahlveranstaltung wurden zahlreiche Themen abgehandelt - und bei dieser Gelegenheit wurde auch erneut klargestellt, dass die DVU sich nicht gegen die hier lebenden rechtschaffenen Ausländer wendet, sondern sich gegen immer neue Zuwanderungswellen ausspricht (die nach dem Willen der Herrschenden in dem EU-Beitritt der Türkei unter voller Freizügigkeit gipfeln sollen). Nichts anderes kommt in der Forderung „Arbeit statt Zuwanderung“ ja zum Ausdruck. Und natürlich sind wir dafür, dass diejenigen, die das Gastrecht missbrauchen, Deutschland verlassen müssen.

Integration ist aus unserer Sicht erstrebenswert, aber dabei handelt es sich in erster Linie um eine Leistung des betreffenden Zuwanderers. Wer in ein anderes Land auswandert – so war es ja auch bei den Abermillionen Deutschen, die im Laufe der Jahrhunderte (nicht selten von Bremerhaven aus) nach Amerika gingen –, muss die Neugier, Aufnahmebereitschaft und den Lernwillen haben, um sich in seine neue Heimat einzufügen. Ich bin nicht der Auffassung, dass Migranten zum Jagen getragen werden können oder sollten, was im Übrigen auch Widerwillen weckt. Wir können ja nicht erwarten, dass die in aller Regel nationalbewussten Zuwanderer ihre Identität an der Garderobe abgeben. Wer das durch kostspielige „Integrationskurse“ erzwingen will, wird zudem den Widerstand bei vielen Betroffenen nur erhöhen.

Wer einen Integrationskurs braucht, hat meiner nach auch nicht die Eigenschaften, die ein Einwanderer haben sollte. Die 30 Millionen US-Amerikaner deutscher Abstammung bzw. ihre Vorfahren haben jedenfalls ihre Integrationsleistung ganz ohne solche Kurse vollbracht und bilden bis heute eine wesentliche Säule der Leistungskraft der USA.

Was ihre historische Betrachtung angeht: Wir alle wissen, wie fleißig zum Beispiel die türkischen Gastarbeiter waren und wie tüchtig auch heute viele Türken in Deutschland sind. Trotzdem hält Altkanzler Helmut Schmidt es für einen Fehler, "dass wir zu Beginn der 60er Jahre Gastarbeiter aus fremden Kulturen ins Land holten"
( siehe www.stern.de/politik/deutschland/?id=532802&nv=cp_L2_tt ). Bereits in der zweiten Generation ergaben sich ja tatsächlich gravierende Probleme, die auf Entwurzelung und Kulturüberschneidung zurückzuführen sind. Heute ist es leider so, dass Türken zum Beispiel bei der Jugendgewalt relativ zu anderen Gruppen an der Spitze stehen und bei den Tätern weit überproportional in Erscheinung treten. Ich erlaube mir noch einmal den Vergleich mit unseren deutschen Auswanderern in die USA - auch wenn Deutschland kein Einwanderungsland ist und sein darf!

Übrigens: Den Wiederaufbau und das Wirtschaftswunder hatte die deutsche Kriegsgeneration längst vollbracht, als 1961 das deutsch-türkische Anwerbeabkommen unterzeichnet wurde, aufgrund dessen dann die ersten Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland kamen. Im Rückblick müssen wir leider feststellen, dass das deutsch-türkische Verhältnis seither durch die oft unfreiwillige Nähe nicht besser geworden ist und gelegentlich, in manchen Vierteln sogar vergiftet ist. Die Devise, dass jeder nach seiner Fasson glücklich werden soll, lässt sich Wand an Wand und Wohnungstür an Wohnungstür oft nicht so leicht leben wie bei einer gewissen Distanz. Und natürlich ist alles eine Frage der Zahl. Und da haben wir das verkraftbare Maß überschritten.

Mit herzlichem Gruß

Siegfried Tittmann