Portrait von Sibylle Schmidt
Sibylle Schmidt
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Frage von Andreas W. •

Die Kulturlandschaft Deutschlands ist zunehmend einseitig. Wie kann eine Regierung in den Bereichen Theater, Film, Musik und Kunst wieder eine Ausgewogenheit herstellen, die alle Bürger repräsentiert?

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Sehr geehrter Herr W.

der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit sagte einmal sinngemäß im Bundeskulturforum, "heutzutage muss man schon mehr bringen, als ein kopulierendes Pärchen auf die Bühne zu stellen." Er spielte dabei auf "moderne" Inszenierungen deutscher Klassiker an. Die Kunstfreiheit sollte vom Markt geregelt werden statt von Subventionen. Überbezahlte Intendanten scheinen ihre Genialität an leeren Sälen zu messen. Ich erinnere mich an eine Siegfried-Inszenierung in Bayreuth, in welcher Volksbühnen-Intendant Frank Castorf ein Plastik-Krokodil über einen fiktiven Alexanderplatz kriechen ließ. Aber auch in Zürich konnte Dürrenmatts "Besuch der alten Dame" nicht ohne ausgiebige Brech-Szenen auskommen. Derzeit ein "Muss" - im deutschen Film! Theaterbesucher mögen passende historische Bühnenbilder. Dies ist bei täglich wechselndem Programm teuer und aufwändig. Theater sollten das Gehalt für den Intendanten mit einem Geschäftsführer aufteilen, der durch Marketing zusätzliche Einnahmen generiert. In Deutschland kosten Theater Millionen; am Broadway bringen sie Millionen Dollar. Auch sind Inszenierungen in den USA und UK geschmackvoll und fröhlich; selbst bei Klassikern. Der Besucher eines Musicals soll sich entspannen und mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. 

Tip:"Filme nach wahren Begebenheiten" bei Netflix. Ausstattung, Kostüme und Frisuren - perfekt. Ob Nasa-Mathematikerinnen, Westcoast-Eastcoast-Hip-Hop, Churchill und die dunkelste Stunde der Briten oder Queen Victoria. Der phänomenale Aufwand spiegelt sich in Einschaltquoten und Aktien von Netflix. Geschichte kann real erlebt und besser behalten werden. Ein nicht zu unterschätzender Bildungsauftrag. In London sind 22 staatliche Museen/Ausstellungen umsonst und rappelvoll mit Familien, die ihren Kleinkindern jeden Sonntag einen anderen Teilbereich ausführlich erklären. In Deutschland stehen mehr Aufseher als Besucher herum. Wer seine Bevölkerung bilden möchte, muss den Zugang kostenfrei ermöglichen. Auch öffentliche Verkehrsmittel könnten frei und umweltschützend sein, wenn "Entwicklungshilfe" nach China und Indien eingestellt und der fast schon rassistisch anmutende Apparat ins Wirtschaftsministerium eingegliedert wäre. Auch in Deutschland gibt es ausgezeichnete Geschichtsverfilmungen, weil sich für solch aufwändige Produktionen immer Geldgeber finden. Ein bißchen schade finde ich, dass für die Oscars seit Jahrzehnten nur deutsche Produktionen nominiert werden, die sich mit dem dritten Reich auseinandersetzen (Ausnahme: "Das Leben der anderen" im Sozialismus). Hollywood ist politisch. "Everything, everywhere all at once" hat seine 7 Oscars auch ohne die Forderung verdient, Asiaten und Schwarze proportional auszuzeichnen. Wer das Landleben kennt, sollte Eberhofer-Krimis schauen. 

Adele gab mehrere Konzerte in München, zu welchen sie die Zuhörer anreisen ließ. Taylor Swift - Konzertkarten kosten mittlerweile 500 €. Musikerlebnisse wandeln sich. Von der Bühnenprogramm-Band, die ihre Instrumente beherrscht zu elektronischen Musikproduktionen, die durch DJs und Gesang in großen Clubs verkörpert werden. Moderne DJs und Musikproduzenten brauchen jahrelange Ausbildungen mit Programmen wie "Sibelius" zum Noten schreiben oder "Pro Tools" und "Ableton" für die Klangregelung. Wichtig ist, legale Einnahmen - wie in Großbritannien und den USA - für Künstler und Veranstalter zu sichern. Spätkaufs haben in der Nähe von kleinen und großen Veranstaltungsorten nichts zu suchen. Es ist eine Frechheit, dass sie Alkohol verkaufen dürfen und die Clubs noch die Scherben vor ihren Locations wegfegen müssen. Auf der anderen Seite müssen die Behörden viel mehr Druck auf Clubs ausüben. Sofortiger Konzessionsentzug, wenn Drogenkonsum durch Zivilpolizei festgestellt wird. Muss erst mal ein Geschäftsführer bezahlt werden, wird besser kontrolliert. Es ist auch ein Witz, dass der angeblich härteste Türsteher der Welt nicht die Leute mit den 50 Päckchen findet. Stichwort Hausdealer. Wer alle nüchternen, ordentlichen, zahlungsbereiten Gäste hineinlässt, kann auch vernünftig Steuern zahlen. Die Berliner Club-Kommission fördert immer noch den letzten Drogen-Techno-Mist. In London würde niemand in schmuddelige Clubs mit verkommenen Gästen und grottenschlechtem Sound gehen. War vor ca. einem Jahr im Berghain. Panorama-Bar gut wie immer. Main-Floor mit Darkroom geschlossen wegen der Heizkosten. Ha,ha.;-))

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