Frage an Sibylle Schmidt von Katharina S. bezüglich Verkehr
Hallo,
werden Sie sich dafür einsetzen, dass der öffentliche Personen(nah)verkehr ausgebaut und auch die Bedingungen für Fahrradfahrer, Fußgänger und Gelegenheits-Autofahrer verbessert werden? Möglicherweise auch zu Lasten des individuellen Kfz-Verkehrs (falls es aus technischen Gründen mal keine Kompromiss-Lösung geben kann)? Oder sind Sie eher ein Anhänger des Bleifußes und der freien Fahrt für freie Bürger, solange der Bürger in seinem eigenen PKW sitzt, und der Rest der Welt ist egal?
Liebe Katharina,
besonders in Berlin ist das Phänomen zu beobachten, dass Leute sich im/auf dem richtigen Fahrzeug wähnen und die jeweils anderen beschimpfen. Das ist unsere Kultur. Sich gemeinsam aufregen.;-) Ein und derselbe Mensch regt sich morgens über die schnellen Radfahrer beim rechts abbiegen auf, in der Mittagspause über die Autos, die ihn nicht die Fahrbahn überqueren lassen und am Sonntag bei der Fahrradtour über Rentnerinnen auf dem Fahrradweg. In der Eisenbahnstraße konnte im letzten Jahr ein schwatzendes, nebeneinander Fahrrad fahrendes Pärchen beobachtet werden, welches auf einen weißen Lieferwagen auffuhr, weil der vor der Markthalle zum ausladen hielt. Natürlich haben die beiden den verdutzten bürgerlichen Fahrer erstmal angemacht. Schließlich waren es zwei Hipster, die schon aus dem Grund recht hatten, weil sie die cooleren Hemden trugen und wahrscheinlich irgendwas mit Medien machen.;-)
Der Verkehr hat in der überfüllten Stadt extrem zugenommen. Habe gestern mit meiner Tochter einen schweren Motorradunfall beim Ex-Kater-Holzig gesehen und in der Gitschiner Straße ein weißes Fahrrad für den Tod eines 21-jährigen Mädchens im August. Es muss alles dafür getan werden, damit Verkehrswege sicherer werden. Für ALLE Verkehrsteilnehmer/-innen. Deswegen halte ich nichts vom Straßenbahnausbau. In der Schönhauser Allee/ Ecke Eberswalder verheddern sich Radfahrer regelmäßig in den Schienen. Die Zukunft liegt in flexibel einsetzbaren Elektrobussen. Eltern brauchen Autos und Parkplätze. Ein bißchen großzügiger könnten die Planungen ausfallen. In den leeren 80ern habe ich meinen Vater gefragt, warum Berliner Bürgersteige so breit sind. Er erklärte mir, wie weit er im Krieg zu Fuß ging und wie voll die Bürgersteige damals waren. Gegenseitige Rücksichtnahme und defensives Fahren sind überlebenswichtig. Bei Universitätsschluss sind Autofahrer leicht irritiert und wähnen sich in Peking. Fahrradwege müssen ausgebaut werden. Das Ziel muss sein jede Straße für Fahrradfahrer/-innen sicher zu machen. Jeder Neubau in der Innenstadt braucht eine Tiefgarage, wenn baulich möglich.
Herzlichen Gruß
Sibylle