Frage an Sibylle Schmidt von Holger K. bezüglich Familie
Wie wollen Sie familienfreundliche Verhältnisse im Bereich Wohnraum gestalten? Derzeit gibt es trotz rot-rot-grüner Politik in Berlin kaum noch Möglichkeiten für Familien, günstige 3-4-Zimmerwohnungen im Stadtgebiet zu mieten. Was tun Sie auf diesem Gebiet derzeit und zukünftig ggf. im Bundestag?
Lieber Holger,
schlage eine konkrete Fehleranalyse vor, Bestimmung der Ist Situation, kurzfristige, mittelfristige und langfristige Ziele. Vor einigen Jahren hat der Bezirk Pankow verboten, Zweiraumwohnungen zusammenzulegen. Als Familienmanagerin mit mittlerweile drei Kindern in Ausbildung ist mir das völlig unverständlich. Es wird Familienwohnraum geschaffen und ein besserer Schnitt von Wohnungen erreicht, indem zweiter Flur, zweite Küche und zweites Bad eingespart werden. Kleiner Tip von einer Handwerkerin: Um unsere große Familie in einer 938 € Mietwohnung im Hinterhaus im Prenzlauer Berg unterzubringen, habe ich das Durchgangszimmer zur Wohnküche gestaltet. Das geht heutzutage ziemlich einfach durch den Einbau einer Wasserpumpe. (Baumarkt. Lass dich beraten).
Miete zahlen ist weder fortschrittlich noch günstiger. Ich möchte eine Neuauflage der Eigenheimzulage zum Erwerb von Wohnraum erreichen, indem die Grunderwerbssteuer für Familien ab zwei Kindern einfach wegfällt. Mietern sollte ein Vorkaufsrecht bei Umwandlung in Eigentum ermöglicht werden. Kredite sollten ohne Eigenkapital von allen Hausbanken zum Erwerb von Wohnraum angeboten werden. Und zwar für jedes Einkommen. Die Wohnung dient als Sicherheit, zusätzlich muss eine positiv ansparende Lebensversicherung die Resttilgung absichern. Das klappt sogar mit Arbeitslosengeld II. Selbige Formulare sind auf derartige Lebenskrisen vorbereitet. Wenn es hart auf hart kommt, muss die Spardose geschlachtet und die Wohnung verkauft werden. Dann ist man wenigstens liquide, wenn eine Abnutzungskrankheit die Arbeitskraft einschränkt oder die Kinder studieren möchten.
Es ist nicht nachvollziehbar, warum in dieser Stadt Airbnb und Co. eingeschränkt sind. Wenn Kinder in anderen Städten einen Ausbildungsplatz finden, muss flexibel reagiert werden können. Studentenheime und WG-Zimmer müssen bezahlt werden. Das funktioniert beim durchschnittlichen Verdiener durch zeitgleiche Aufnahme studentischer Mitbewohner. Warum muss dafür im Jahr 2017 noch der Vermieter befragt werden? Umzüge kosten Tausende. Habe 1200 Arbeitsstunden und 3000 € Benzin gebraucht, um eine Wohnung zu finden und bin nur einmal im Leben umgezogen. Reicht. Grundsätzlich erwarte ich von Vermietern und Rektoren, Wohnungen und Schulplätze mit mehreren Bewerbern unter Berücksichtigung von Fahrzeit (Arbeit/Schule) zu vergeben. Dies entlastet sinnvoll den innerstädtischen Verkehr. Man muss nicht alles gesetzlich regeln. Manchmal hilft auch Pragmatismus und Verstand. Der Mietspiegel ist eine gute Sache. Es müssen aber auch korrekte Löhne für Handwerker bezahlt werden. Baugruppen sind interessant. Wohnraum ist eine originär privatwirtschaftliche Angelegenheit. Von den großen staatlichen Gesellschaften halte ich nicht viel, weil ein enormer - Briefe schreibender und kontrollierender - Wasserkopf durch teure Mieten bezahlt werden muss. Am Besten sind Hausbesitzer mit drei bis vier Häusern, die sich den Grundbesitz erarbeitet haben. Sie kennen auch ihre Pflichten und pflegen den Besitz. Letztendlich favorisiere ich ein Bedingungsloses Grundeinkommen, damit Großeltern nicht mehr outgesourct werden. Aufgaben können besser auf drei Generationen verteilt werden. Kleine Wohnungen können wieder zusammengelegt werden. Es gibt in Deutschland über 40 Millionen Wohnungen.
Herzlichen Gruß
Sibylle