Frage an Sibyll Klotz von Eva-Maria B. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Dr. Klotz,
mit meiner Erststimme möchte ich unter anderem auch dazu beitragen, daß die unsägliche sog. Rechtschreibreform, im folgenden als "Neuschrieb" bezeichnet, zugunsten der bewährten Schreibung rückgängig gemacht wird.
Bekanntermaßen fordern und praktizieren die Beibehaltung der bewährten Schreibung nicht nur die weit überwiegende Zahl der deutschsprachigen Autoren, namhafte Sprachwissenschaftler, sondern auch ein nicht mehr zu übergehender Teil der meinungsbildenden Druckmedien wie (seit August 2000) die "FAZ", die seither meine Abonnementzeitung ist, und (seit August vergangenen Jahres) auch die desamte Springer-Gruppe; "Spiegel" und "Süddeutsche" wollen noch die Ergebnisse der Tätigkeit des Rechtschreibrates abwarten, folgen aber mit ihren Hausorthographien - bis auf die nach Neuschrieb vorgesehene ss/ß-Schreibung - inzwischen auch weitgehend wieder den bewährten Regeln.
Nicht zuletzt verlangt die große Mehrheit der Bevölkerung die Rückkehr zu den bewährten Rechtschreibregeln im behördlichen und schulischen Bereich.
Für Sprachkundige und Sprachinteressierte ist der Neuschrieb ein Greuel, weil mit der gewollten Simplifizierung komplexer Sprachzusammenhänge zum vermeintlichen Wohle der Lernschwächeren sinnentstellende und etymologische Gegebenheiten mißachtende sowie grammatisch falsche künstliche Konstrukte entstanden sind, die zudem wichtige sprachliche Nuancierungen schlichtweg einebnen. Bezogen auf den Empfängerhorizont wird das Leseverständnis sogar erschwert, was schon der Blick auf die aberwitzigen Trennungsregeln nach Neuschrieb anschaulich verdeutlicht.
Ich möchte daher, um eine insgesamt wohlüberlegte (nicht nur: wohl überlegte?!) Wahlentscheidung treffen zu können, von Ihnen gerne wissen, welche Position Sie und Ihre Partei zu diesem Thema vertreten und welche Initiativen Sie diesbezüglich zu unternehmen gedenken.
Mit freundlichen Grüßßen
Brömer
Guten Tag Frau Brömer,
auch ganz persönlich finde ich so manche neue Rechtschreibregel weder logisch noch sinnvoll und wäre nicht auf die Idee gekommen, dass sie einen sprachlichen Fortschritt darstellt. Aber auch das Verfahren, dass die Rechtschreibreform durchlaufen hat, kann wohl nur als höchst unglückliches Unterfangen bezeichnet werden. Wir hätten in der Bildungspolitik in diesem Lande wahrlich Dringenderes zu tun gehabt. Da nun aber die Kultusbürokratie massiv in den Prozess der Veränderung von Sprache eingegriffen hat, da Schulen und Schülerinnen und Schüler sich auf die neuen Regeln einstellen, lässt sich die Rechtschreibreform nicht mehr ungeschehen machen. Auf Bundesebene ist die Politik für diese Frage allerdings nicht zuständig. Wir teilen aber Ihre Auffassung, dass die Gelder anstatt für die Neuauflage von Schulbüchern besser in die frühkindliche Bildung und in Schulen und Hochschulen investiert werden sollten.
Mit freundlichen Grüßen Sibyll Klotz