Frage an Sibyll Klotz von Sebastian S. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Was wollen Sie (messbar) konkret für eine nachhaltige Baupolitik tun?
Mir drängt sich der Eindruck auf, dass viel darüber geredet und gesprochen wird - aber kaum etwas dafür getan wird - auch bei den Grünen. Man denke nur an die unökologische Sanierung der Bundesparteizentrale- aber die anderen sind noch schlechter.
Der Senat äussert, er wolle das Ökologische Bauen fördern, Tatsache ist, er behindert es aktiv. Fachleute mit ökologischem Know How werden nicht gefördert - wie wollen Sie das alle konkret ändern? Wie wärs mit Vorrang für Nachhaltigkeit im Sinne von, Aufträge jetzt erstmal an die mit nachhaltiger - ganzheitlicher Kompetenz, die tatsächlich bislang selten zum Zuge gekommen sind unter Herrn Stimman und seiner Verwaltungsspitze?
MFG Schweiger
Sehr geehrter Herr Schweiger
Entschuldigen Sie bitte, dass ich erst heute dazu komme, Ihre Frage zu bantworten.
Dass sich bei den Grünen diesbezüglich nichts getan hat, ist falsch.
Dass wir nicht mit allem erfolgreich waren, ist richtig. Wir haben die Ökologisierung der Bauordnung verlangt und vorgelegt. Und wir haben bei der letzten Änderung der Bauordnung viele Änderungsanträge zur Ökologisierung eingebracht, die alle abgelehnt wurden. Selbst die Experimentierklausel,ist unter Rot/Rot abgeschafft worden, die gerade neue nachhaltige Bauweisen ermöglichen sollte. Bei jedem vorliegenden Bebauungsplan wurden von uns ökologische Maßnahmen eingefordert.
Urbanität, Lebensqualität und Umweltschutz gehören für uns zusammen. Wir wollen Berlin besonders für Kinder, Familien und ältere Menschen lebenswert gestalten und umbauen, gerade auch in der Innenstadt. Wir wollen die Mischung von Wohnen , Handel, Dienstleistung und Kultur gerade in den Innenstadtbereichen erhalten und fortentwickeln und die "grüne Wiese" grün lassen.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fordern seit langer Zeit ein ökologisches Investitionsprogramm, das die energetische Gebäudesanierung öffentlicher Gebäude beinhaltet. Um einen positiven Effekt auch auf dem Arbeitsmarkt verzeichnen zu können, muss ein solches Investprogramm mit einem dreistelligen Millionenbetrag ausgestattet sein.
Aber auch die Mittel aus dem KfW-CO2-Gebäudesanierungsprogramm werden in Berlin nur unzureichend genutzt, weil auf der einen Seite die (überschuldeten) Berliner Wohnungsbaugesellschaften oft selbst den geringen Anteil an Eigenkapital nicht aufbringen können und auf der anderen Seite die Beratung insbesondere für Private und Eigenheimbesitzer völlig unzureichend ist. Angesichts der großen Wirkung von Energiesparmaßnahmen im Gebäudebereich, muss der Senat zukünftig: sowohl bei Wohnungsbaugesellschaften als auch bei Privaten offensiver für die Inanspruchnahme der KfW-Kredite werben, die Beratung von privaten EigentümerInnen durch die Banken verbessern, die Energiesparinvestitionen der Wohnungsbaugesellschaften durch ein ökologisches Investprogramm unterstützen.
Mit dem demografischen Wandel verändern sich die Wohnbedürfnisse. Neben dem kinderfreundlichen Wohnen rücken Wünsche nach altersgerechtem, barrierefreiem Wohnen und neuen gemeinschaftlichen Wohnformen in den Vordergrund.
Viele BerlinerInnen, die ohne PKW leben, träumen von einer grünen, lärmarmen Wohnumgebung. Wir unterstützen den Bau von autofreien, mit Car Sharing und ÖPNV gut erschlossenen Quartieren. Wo die Mehrzahl der BewohnerInnen dies wünscht, sollen auch in vorhandenen Siedlungen Modelle zur Verkehrsminderung erprobt werden.
Wir stehen für den Schutz unserer grünen Lungen und für Klima - und Umweltschutz mit sauberem Wasser , besserer Luft, weniger Lärm und weniger Müll. Berlin muss Hauptstadt der regenerativen Energien werden.
Die Nachhaltigkeit als Kriterium bei Wettbewerbsverfahren und übrigens auch bei Ausschreibungen ließe sich übrigens leicht umsetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Sibyll Klotz