Frage an Seyran Papo von Christian Alexander T. bezüglich Familie
Wollen Sie sich in Kiel für ein engeres Zusammenleben von Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen ohne Migrationshintergrund einsetzen? Bisher leben Menschen mit Migrationshintergrund meist isoliert, wie etwa in Gaarden. Was wollen Sie tun, damit diese Isolation aufgehoben wird und Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zusammen statt nebeneinanderher leben? Ich nehme an, dass ihnen dieses Thema auch am Herzen liegt.
Sehr geehrter Herr Tietgen,
ich selbst zähle zu den ca. 20 Mio Bürgern mit dem sogenannten „Migrationshintergrund“, wie die Statistiker nun mal jene Menschen bezeichnen, die irgendwie ihre Wurzeln in anderen Ländern haben, sich nach 1949 in Deutschland niedergelassen haben und von denen die meisten längst deutsche Staatsbürger sind. Wenn man noch länger zurückschaut, stellt man wohl fest, dass jeder 2. Deutsche, Vorfahren hat, die irgendwann mal, von irgendwoher, aus den unterschiedlichsten Gründen zugereist sind. Deutschland ist, historisch betrachtet, schon lange ein Einwanderungsland und das ist auch gut so.
Ihre Auffassung, dass diese Mitbürger isoliert und nebeneinander her leben, teile ich ausdrücklich nicht und sie entspricht auch nicht meiner eigenen Erfahrung.
Probleme treten immer nur dann auf, wenn man nicht bereit ist, sich gegenseitig zu tolerieren und zu respektieren - und damit meine ich beide Seiten.
Wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration ist die Bildung, beginnend im frühesten Kindesalter, der leider immer noch ein untergeordneter Stellenwert beigemessen wird. Ich finde es auch völlig inakzeptabel, dass Kinder aus Familien mit ausländischen Wurzeln häufig höhere Hürden beim Übergang auf eine weiterführende Schule zu überwinden haben. Deshalb ist eine meiner Forderungen, dass an den allgemeinbildenden Schulen das Angebot eines begleitenden, muttersprachlichen Unterrichts bestehen sollte.
Natürlich gibt es in den städtischen Ballungsräumen Konflikte. Die Ursachen hierfür sehe ich aber in den sozialen Bedingungen. Hohe Arbeitslosigkeit, nicht existenzsichernde Löhne und Armut führen zu Ab- und Ausgrenzungen, nicht selten in die Resignation und manchmal gar in die Kriminalität. Das gilt aber auch ebenso für Menschen ohne Migrationshintergrund.
Übrigens kenne ich viele Menschen, denen gerade die kulturelle Vielfalt in Kiel-Gaarden gefällt und die deshalb gerne dort leben.
Herzliche Grüße
Seyran Papo