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Frage von Thomas M. •

Frage an Serkan Tören von Thomas M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Tören,

vielen Dank für Ihre Antwort vom 7.11.12 auf meine Fragen zum Thema Beschneidung.

Sie schreiben, "Die Gesamtheit der wissenschaftlichen Studien zum Thema männliche Beschneidung und Lustempfinden lässt nicht den Schluss zu, dass eine Beschneidung das Lustempfinden vermindert."

Die Beschneidung entfernt extrem sensibles Gewebe und führt zudem zu einer Abstumpfung der Eichel. Das dies keine Auswirkungen auf das sexuelle Lustempfinden haben soll, klingt jetzt nicht so richtig glaubwürdig.

Schaut man zudem mal nach, welche Studien zu diesem Thema überhaupt existieren, dann ist die Ausbeute erstaunlich mager. Immerhin eine neuere Studie gibt es aus Dänemark und die belegt sehr eindrucksvoll, was eigentlich auch offensichtlich ist. Die Beschneidung hat einen signifikanten Einfluss.

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21672947

Ich möchte Sie daher bitten, diese Studie zu bewerten und mir doch bitte die Quellen Ihrer "Gesamtheit der wissenschaftlichen Studien" zu nennen, damit ich überprüfen kann, ob diese überhaupt dem wissenschaftlichen Standard genügen.

Mit freundlichen Grüßen

T. Müller

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Müller,

vielen Dank für Ihre Frage. Sie schreiben, die Studie würde "sehr eindrucksvoll" belegen, dass die Beschneidung einen "signifikanten Einfluss" habe.

Das entspricht jedoch nicht den Ergebnissen der Studie. Deren Autoren schreiben (Ich zitiere aus der Studie):

"In accordance with prior studies, we found circumcision to have little impact on most sexual domains in men. Circumcised and uncircumcised men had comparable sexual histories, they considered a good sex life equally important, they were equally likely to be sexually active, and their frequencies of partner-related sexual activity were similar."

Die Autoren sprechen also lediglich von einem kleinen Einfluss der Beschneidung auf die Sexualität von Männern.

"The only behavioural difference was that circumcised men were more likely than uncircumcised men to report a lifetime history of 10 or more sex partners. Considering all sexual function difficulties together revealed no difference, but circumcised men were three times more likely than uncircumcised men to experience frequent orgasm difficulties which, according to an international expert panel, are either psychogenic or due to reduced penile sensitivity."

Unterschiede bestehen folglich in der Zahl der Sexualpartner und der Häufigkeit von Orgasmusproblemen. Der Anteil derjenigen Männer, die mehr als zehn Sexualpartner in ihrem Leben hatten, ist bei Beschnittenen mit 38 Prozent deutlich höher als bei Unbeschnittenen mit 28 Prozent. Die Unterschiede bei den Orgasmusstörungen sind dagegen deutlich niedriger: 11 Prozent der Beschnittenen haben regelmäßig Störungen, vier Prozent der Unbeschnittenen. Der Unterschied liegt also gerade einmal bei sieben Prozentpunkten.

Insgesamt zeigt die Studie, dass die Unterschiede zwischen Beschnittenen und Unbeschnittenen im Sexualleben vergleichsweise gering sind. Die Studie ist zudem lediglich für die unbeschnittenen sexuell erfahrenen Männer tatsächlich repräsentativ, da diese Gruppe eine Fallzahl von 2220 hat. Die Gruppe der beschnittenen sexuell erfahrenen Männer liegt mit 125 Fällen deutlich darunter und ist damit nicht repräsentativ.

Was die von Ihnen wissenschaftliche Prüfung von Studien angeht: Regelmäßig stehe ich im Austausch mit Wissenschaftlern der verschiedensten Disziplinen. Diese Forscher stellen mir und den übrigen Abgeordneten des Bundestags den aktuellen Forschungsstand vor. Meine Einschätzung zur wissenschaftlichen Situation beruht daher auf den fachkundigen Auskünften zahlreicher Wissenschaftler.

Ich hoffe, Ihnen mit meiner Antwort geholfen zu haben.

Mit freundlichen Grüßen,

Serkan Tören