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Serkan Tören
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Frage von Tanja H. •

Frage an Serkan Tören von Tanja H. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Tören,

auf Grund Ihres Einsatzes für die männliche Beschneidung fordert nun seit Dienstag der erste ägyptische Gynäkologe, daß es aus Gründen der Gleichbehandlung auch möglich sein müsse Mädchen die Klitorisvorhaut zu amputieren. Die Entfernung der Klitorisvorhaut ist die wohl am weitesten verbreitete Beschneidungsart bei Mädchen. Die Auswirkungen auf die Sexualität werden in der Literatur ähnlich gering eingeschätzt wie die der männlichen Beschneidung. Fachlich durchgeführt ist sie auch nicht besonders risikoreich. Die bisherige Rechtspraxis bestand darin, den Eltern regelmäßig das Aufenthaltsbestimmungsrecht zu entziehen, wenn den Mädchen eine Beschneidung drohte.

Wie wollen Sie es verhindern, daß schafiitische Muslime (von denen hier nicht wenige leben) gerichtlich die Beschneidung der Klitorisvorhaut erstreiten und sich dabei auf eine Gleichbehandlung von Männern und Frauen berufen? Ärztliche Gutachter bei Prozessen müßten den Eingriff nach der Literatur beurteilen, und nicht nach ihren Gefühlen. Und weil der Eingriff nicht besonders kompliziert ist, hierzulande sogar teilweise als Korrektur-OP erwachsenen Frauen angeboten wird, sehe ich da tiefschwarz. Klitoris und Penis sind nun mal medizinisch und anatomisch äquivalent. Das kann man nicht wegdiskutieren und die Gefahr kleinreden.

Deutschland wird über kurz oder lang gebannt einen Prozess verfolgen, in dem Eltern für ihr Sorgerecht und das Recht auf Klitorisbeschneidung kämpfen. Und das mit Ihrem neuen Paragraphen in der Hand. Was werden wir dann tun? Beten, daß der Prozess gut ausgeht und die Richter vom Grundsatz der Gleichbehandlung Abstand nehmen? Welche Auswirkungen werden solche Prozesse auf die Religionsgemeinschaften haben, die bereits jetzt über Anfeindungen klagen? Die erste Forderung ist seit Dienstag da. Das Signal ist gesetzt.

Vielen Dank für Ihre Antwort.

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Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau Hindemith,

mir ist kein Abgeordneter des Deutschen Bundestags bekannt, der weibliche Genitalverstümmelung erlauben würde. Die Ablehnung der weiblichen Genitalverstümmelung ist Konsens in Deutschland. Daran ändert auch die Forderung eines ägyptischen Gynäkologen nichts.

Auch wenn wir in der Frage der Zulässigkeit von Knabenbeschneidungen nicht einer Meinung sind, so möchte ich Ihnen doch versichern, dass ich die Genitalverstümmelung von Mädchen in gleicher Weise ablehne wie Sie.

Mit freundlichen Grüßen,

Serkan Tören