Frage an Serkan Tören von Thomas M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Tören,
in Ihrer Antwort vom 23. August zur Frage von Herrn Hansen zum Thema Beschneidung argumentieren Sie folgendermaßen: "Negative Auswirkungen wie ein vermindertes Lustempfinden werden zwar ins Feld geführt, sind aber in den allermeisten Studien zur Thematik nicht bestätigt worden."
Dem muss ich klar widersprechen. Männer, die im Kindesalter beschnitten wurden haben naturgemäß keine Vergleichsmöglichkeiten. Anders ist dies bei Männern, die erst später beschnitten wurden. Einen entsprechenden Erfahrungsbericht können Sie hier lesen:
http://www.taz.de/Beschneidung-mit-18/!101655/
Wie paßt das mit Ihrer obigen Aussage zusammen?
Dabei geht es strenggenommen nicht einmal darum, ob die Beschneidung sich nun positiv oder negativ auf das sexuelle Empfinden auswirkt, sondern dass sie sich auswirkt und dass sie sich sehr negativ auswirken KANN.
Und wenn eine Beschneidung derartige Auswirkungen auf das sexuelle Lustempfinden hat oder haben kann, dann müssen Sie mir erklären, wie es nach umserem Grundgesetz möglich seien sollte, darin fremdbestimmt einzugreifen. Wir reden hier von der absolut geschützten Würde des Menschen. Ist eine fremdbestimmte Beschneidung also überhaupt mit der Würde des Menschen vereinbar?
Mit freundlichen Grüßen
T. Müller
PS. Strenggenommen geht es nicht einmal um einen negative oder positive Eingriff ins sexuelel Lustempfinden, sondern um die
Sehr geehrter Herr Müller,
vielen Dank für Ihre Frage. Die Gesamtheit der wissenschaftlichen Studien zum Thema männliche Beschneidung und Lustempfinden lässt nicht den Schluss zu, dass eine Beschneidung das Lustempfinden vermindert. Einzelpersonen mögen dies in ihrer Situation anders sehen, aber das sagt nichts darüber aus, ob das Lustempfinden tatsächlich an die Beschneidung gekoppelt ist.
Probleme mit ihrer Sexualität haben zahlreiche Menschen in Deutschland, ganz gleich ob sie beschnitten sind oder nicht. Ich habe den Eindruck, dass es derzeit sehr beliebt ist, sexuelle Unzufriedenheit auf eine beschnittene Vorhaut zurückzuführen. Damit kann die sexuelle Unzufriedenheit vieler unbeschnittener Männer aber nicht erklärt werden. Ich kann daher nur davor warnen, Unzufriedenheit allein auf die Beschneidung zurückzuführen, vor allem weil andere Faktoren deutlich wichtiger und änderbar sind.
Mit freundlichen Grüßen,
Serkan Tören