Sehernaz Jähnel
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Norbert G. •

Frage an Sehernaz Jähnel von Norbert G. bezüglich Medien

Sehr geehrte Frau Jähnel,

aus Teilen der Öffentlichkeit und bestimmter Medien sowie insbesondere der CSU bzw. der von ihr gestellten Landesregierung/en (vgl. BR-Drucksache 76/07 vom 02.02.2007) wird regelmäßig das Verbot von Computer- und Videospielen gefordert, welche in fiktiver Form gewalthaltige Szenen enthalten, wie sie etwa auch in bekannten und frei im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlten Spielfilmen (z.B. „Independence Day“ oder Produktionen von Quentin Tarantino ) vorkommen.

Begründet wird diese Forderung mit der angeblich die Gewaltbereitschaft von Jugendlichen fördernden Wirkung derartiger elektronischer Spiele.

Die Forderung verkennt jedoch nicht nur, dass derartige Spiele bereits nach derzeitiger Rechtslage nur an Erwachsene verkauft werden dürfen, sondern bezieht ihre Legitimation auch ausschließlich aus Studien vornehmlich des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (geleitet vom ehemaligen SPD-Justizminister Christian Pfeiffer und finanziert von der niedersächsischen Landesregierung), deren Methodik und wissenschaftliche Seriosität aber bereits mehrfach durch andere renommierte Autoren widerlegt worden ist. Hinzu kommt, dass die Befürworter eines Verbots wiederholt und nachweislich mit falschen Tatsachenbehauptungen argumentiert haben, vgl. etwa http://www.spiegel.de/netzwelt/spielzeug/0,1518,454600,00.html .

Im Hinblick auf die Ankündigungen der bayerischen Staatsregierung (namentlich der Ministerin für Soziales Haderthauer), in dieser Weise erneut im Bundesrat aktiv werden zu wollten, lautet meine Frage:

Wie beurteilen Sie die Forderung nach einem Verbote bestimmter Videospiele und der Strafbarkeit von deren Erwerb und Besitz und wie sollte sich das Land Berlin nach Ihrer Auffassung hierzu auf Bundesebene positionieren?

Mit freundlichen Grüßen
Norbert Glaeser
13627 Berlin

Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Glaeser,

vielen Dank für Ihre Frage, die ich Ihnen gerne wie folgt beantworte:

Ganz klar positionieren wir uns gegen gewaltverherrlichende Spiele! Jedoch verhindert die Debatte über gewaltverherrlichende Computerspiele sog. „Killerspiele“ nicht nur den Blick auf gute und wertvolle Spiele, sie vermittelt auch den Anschein, dass in diesen Computerspielen alles Verbotene erlaubt sei. Das ist so nicht richtig!

Deutschland hat einen besonders verantwortungsvollen und international vorbildlichen Jugendmedienschutz. Bereits im Jahr 2003 hat Rot-Grün den Jugendmedienschutz in Deutschland grundlegend reformiert. Gewaltverherrlichende Computerspiele können hierdurch bereits jetzt verboten werden. Denn auch für Computer- und Konsolenspiele gelten die Bestimmungen des § 131 StGB (Strafgesetzbuch), wonach die Produktion und der Vertrieb von Spielen verboten sind, die extrem gewaltverherrlichend, rassistisch oder anderweitig verfassungswidrig sind. Darüber hinaus können extrem jugendgefährdende Computerspiele indiziert werden, d.h. sie dürfen weder beworben noch an Jugendliche verkauft werden.

Pauschale Verbote für Computerspiele sind in Zeiten des Internets unmöglich durchzusetzen. Denn was in Deutschland verboten ist, lässt sich problemlos über das Internet beschaffen. Ich trete daher dafür ein, gute Spiele zu fördern, um gewaltverherrlichende Spiele zu verdrängen bzw. erst gar nicht auf den Markt kommen zu lassen. Denn Computerspiele sind Ergebnis kreativen, oft auch künstlerischen Schaffens und stellen die moderne Form des altbekannten Spielens dar.

Neben der Darstellung von Gewalt muss jedoch mehr als bislang auch das Suchtpotenzial von Onlinespielen beachtet werden. Ich setze mich daher dafür ein, dass das Suchtpotenzial mit in die Bewertung und Altersklassifizierung von Spielen einfließt.

Wir Grüne treten zudem für ein anerkanntes Qualitätssiegel ein, mit dem hochwertige Computerspiele gekennzeichnet werden sollen. Das können pädagogisch wertvolle, besonders anspruchsvolle oder kreative, lehrreiche, aber auch besonders nachhaltige Spiele sein, das heißt Spiele, die auf- und abwärtskompatibel sind oder Spielkonsolen, die einen geringen und effizienten Energieverbrauch aufweisen. Schließlich ist die Computerspielbranche eine der wichtigsten Zukunftsbranchen.

Wenn Sie noch mehr erfahren möchten, schreiben Sie mir: sehernaz.jaehnel@gruene-berlin.de

Mehr über mich und meine Aktivitäten können Sie erfahren unter: http://www.sehernaz-jaehnel.de

Beste Grüße,
Sehernaz Jähnel