Frage an Sebastian Walter von Tobias F. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Walter,
da nun seit einigen Tagen die Wahlplakate einiger Direktkandidaten in unserem Ort hängen, bin ich auf darauf aufmerksam geworden, dass es wieder einen Wahlkreisabgeordneten zu wählen gibt. Bei der Internetrecherche bin ich auf Ihre Kandidatur aufmerksam geworden. Zunächst freue ich mich sehr, dass eine etablierte Partei auch einen jüngeren Bewerber in meinem Wahlkreis zur Wahl aufstellt und damit Ihnen die Chance gibt. Andererseits frage ich mich, ob Sie die mit dem Abgeordnetenmandat verbundene Verantwortung mit 20 Jahren (oder 19 Jahren?) tragen können. Desweiteren hätte ich gern gewusst, welche Themen sie gern stärker "beackern" wollen.
Mit herzlichen Grüßen,
Tobias Friedrich
Sehr geehrter Herr Friedrich,
ich danke für Ihre Frage. Ich habe geahnt, dass früher oder später meine Landtagskandidatur in meinem zugegebenermaßen recht jungen Alter von 19 Jahren hinterfragt werden wird. Sehen Sie mir daher nach, dass ich Ihre beiden Fragen etwas umfänglicher beantworten werde.
Zunächst sei gesagt, dass ich seit etwas mehr als einem Jahr auf unterschiedlichen Feldern der Landespolitik aktiv bin, dabei u.a. auch regelmäßig landespolitische Projekte wie z.B. den "Masterplan Sachsentakt 21" mit fachlichem Hintergrundwissen mitbetreut habe. (falls Sie es genauer interessiert: http://www.sachsentakt21.de ). Aus den reichlichen Erfahrungen der letzten zwölf Monate im Kontakt mit Abgeordneten kann ich einschätzen, dass ein solcher Arbeitsalltag – ständiges Pendeln zwischen Dresden und Wahlkreis sowie Studium und Abgeordnetenmandat in Einklang bringen – nicht immer einfach, aber sehr wohl machbar ist. Insofern kann ich sehr gut einschätzen, welche Verantwortung mit dem Mandat verbunden sind. Gleichzeitig kann es eine große persönliche Bereicherung darstellen.
In den letzten Monaten habe ich auch immer öfter den Eindruck gewonnen, dass diesem Landtag noch immer die Stimme einer ganzen Nachwende-Generation fehlt. Das macht sich nicht nur, aber vor allem in der Bildungspolitik oft bemerkbar: die Schulschließungspolitik, die "von oben durchgedrückte" Oberstufenreform an den Gymnasien, die Begrenzung der Studierendenzahlen zum Masterstudium oder die mögliche Einführung von Studiengebühren bei gleichzeitig stark fallenden Studierendenzahlen sind einige Belege dafür, dass in den letzten Jahren immer mehr an der Sache und an den Betroffenen vorbei entschieden wird. Gerade hier sehe ich mein "zartes Alter" als gewichtiges Pfund an, denn ich gehöre damit zu den ganz wenigen Kandidaten an, die das bundesdeutsche Bildungssystem und die Hochschulreform mit all ihren Tücken noch hautnah miterleben. Insofern sehe ich meine Kandidatur geradezu als Bereicherung für die Wählerinnen und Wähler an. Diese Erfahrungen – in direkter Nähe zum Landtag und vor Ort an den Schulen und Hochschulen – haben mich schlussendlich bewogen, für den 5. Sächsischen Landtag zu kandidieren. Nicht zuletzt möchte ich damit auch junge Wählerinnen und Wähler ermutigen, an die Wahlurne zu gehen.
Zur zweiten Teilfrage nach den Interessen: Meine Interessen liegen v.a. in der Bildungs- und Verkehrspolitik sowie in den Fragestellungen zum Rechtsextremismus in Sachsen. Für diese doch recht unterschiedlichen Interessensgebiete würden sich mehrere Ausschüsse des Landtages anbieten. Wie Sie vielleicht wissen, ergibt sich die Wahl der Auschüsse nach der personellen Besetzung in den Landtagsfraktionen und ihren jeweiligen Themenschwerpunkten; in meinem Fall der nächsten Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen.
Abschließend sei hingewiesen: Mit meiner Kandidatur und meinen inhaltlichen Positionen werbe ich vor allem für die Listenstimme (= Zweitstimme) für Bündnis 90/Die Grünen. Denn erst mit einer personell starken Grünen-Landtagsfraktion werden die von mir angesprochenen Probleme in der Landespolitik noch stärkere Beachtung finden.
Ich hoffe, Ihre beiden Fragen zufriedenstellend beantwortet zu haben.
Mit vielen Grüßen aus Niederwiesa,
Sebastian Walter