Frage an Sebastian Striegel von Karsten L. bezüglich Verkehr
Ich war vor einigen Jahren sehr enttäuscht, dass sich die SPD und die Grünen gegen den Bau der Transrapid-Strecke Hamburg-Schwerin-Berlin ausgesprochen haben, da eine Chance vertan wurde, bei der Erneuerung und dem Ausbau des Schienennetzes nach der Wiedervereinigung auf eine neue Technologie zu setzen.
Mein Traum wäre im Transrapid auf der Strecke München-Nürnberg-Merseburg-Berlin-Hamburg entlang der A9 und A24 an bei 200 km/h stehenden Porschen vorbeizurasen, statt stundenlang durch das Saaletal mit ausgefallener Neigetechnik zu trödeln.
Könnten du bzw. die Grünen sich vorstellen, dass beim zukünftigen Neubau von Fernverkehrsstrecken in Europa verstärkt auf den Transrapid gesetzt wird? Oder soll der vereinzelte Einsatz als Straßenbahn zum Flughafen alles sein?
Sehr geehrter Herr Litzendorf,
dass man die mehr als 800 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen München und Hamburg inzwischen in weniger als sechs Stunden durchmessen kann, ist aus meiner Sicht eine wunderbare Angelegenheit. Mit dem Auto bin ich keinesfalls schneller und auch das Flugzeug schneidet hier (nehme ich Eincheckzeiten, Transfer zum und vom Flughafen etc. mit hinein) nicht mehr deutlich besser ab.
Noch schneller aber wäre aus Ihrer Sicht wünschenswert. Sie träumen von einer Transrapidstrecke zwischen beiden Städten, statt mit Pendeltechnik durchs Saaletal zu gleiten.
Das Träumen davon will ich Ihnen nicht austreiben, für die nächsten Jahre aber halte ich Ihre Idee für nicht realisierbar. Zum einen sind Eisenbahn und Transrapid nicht aufeinander abzustimmen. So müsste entlang der jetzigen Trasse (oder wie sie vorschlagen entlang der Autobahn) eine komplett neue Infrastruktur für den Transrapid aufgebaut werden. Dies erforderte Mittel in Milliardenhöhe. Mit dem selben Geld ließe sich das Schienennetz der Bahn auf viel weiteren Strecken ausbauen und für den Hochgeschwindigkeitsverkehr fitmachen.
Dies dient dem andauernden Ziel der Grünen, mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen, weil dieser Verkehrsträger mit Abstand am umweltfreundlichsten ist. In den Zeiten der rot-grünen Bundesregierung haben wir die Investitionen ins Schienennetz deshalb massiv erhöht und die Regionalisierungsmittel für die Bestellung des Nahverkehrs auf dem erreichten Rekordniveau jährlich weiter um 1,5 Prozent aufgestockt.
Der Transrapid ist als Fernverkehrsverbindung in Deutschland jedoch gescheitert. Seine Investitionskosten liegen weitaus höher als für eine schnelle Bahnverbindung. Auch als Nahverkehrsmittel dürfte der Transrapid kaum Chancen haben. Ein Vorzeigeprojekt gibt es zwar in Shanghai, allerdings auf Staatskosten, übrigens auch aus deutschen Steuermillionen. Dass die Chinesen nun auch auf Langstrecken auf den Transrapid setzen, ist sicher mit der Größe des Landes verbunden und hat wohl auch damit zu tun, dass es noch keine vorhandene Infrastruktur in vergleichbarer Qualität wie in Deutschland gibt.
Statt auf teure Prestigeprojekte zu setzen, würde es mich freuen, wenn es auch durch politischen Einsatz gelingt, die Bahn schneller, effizienter und kundenfreundlicher zu machen. Für Merseburg wünsche ich mir konkret, dass in einem Mittelzentrum mit Teilfunktionen eines Oberzentrums, das zukünftig noch stärker vom Tourismus leben will, endlich wieder IC-Züge halten und dass unser Bahnhof in absehbarer Zeit ein ansehnlicher Ort wird.
Dafür will ich mich verwenden. Über Transrapidstrecken (die in Merseburg wohl kaum einen Halt hätten) kann man sich in der Zukunft sicher noch einmal unterhalten. Kurz- und mittelfristig sehe ich aber keine Chance zur Realisierung.
Mit freundlichen Grüßen
Sebastian Striegel