Portrait von Sebastian Edathy
Sebastian Edathy
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Sebastian Edathy zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Carmen S. •

Frage an Sebastian Edathy von Carmen S. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrter Herr Edathy,

auch ich möchte mich zum Thema Zeitarbeit äussern.Die Firmen zahlen brav nach Tarif,aber von diesem Gehalt kann keiner leben.Das ist Fakt.Die Zeitarbeitfirmen machen den Arbeitsmarkt kaputt und so etwas geht nicht.Selbst von der Agentur für Arbeit bekommt man fast nur Angebote von Zeitarbeitfirmen,was in meinen Augen eine Frechheit ist.Facharbeitermangel?Es gibt soviele Facharbeiter die arbeitslos sind und sich unter ihrem wert verkaufen müssen und nur mit Aufstocken über die Runden kommen.Wenn es heute wirklich noch Sklavenhandel gibt,dann ist es das was Zeitarbeitsfirmen mit Fachkräften machen.Natürlich helfen sie den Arbeitslosenstatistiken,aber sicher nicht den Menschen die einfach nur ein normales Leben führen wollen.

Meine Frage:
1.Warum schafft man nicht die Zeitarbeitsfirmen ab,um die Menschen in ein anständiges festes Arbeitsverhältnis zu bringen?

2.Wären nicht auch mehr Arbeitgeber bereit Menschen fest einzustellen,wenn es keine Zeitarbeitsfirmen gäbe?Ich denke schon.

MFG
Carmen Schnapka

Portrait von Sebastian Edathy
Antwort von
SPD

Rehburg, den 06.07.2008

Sehr geehrte Frau Schnapka,
vielen Dank für Ihre Fragen vom 1. Juli 2008 zum Thema „Zeitarbeit“.

Mir sind die Probleme, die im Zusammenhang mit der gewachsenen Zahl so genannter Zeit- oder Leiharbeitnehmer für diese (aber auch insgesamt arbeitnehmerrechtlich) entstehen, bekannt. Auf der anderen Seite darf allerdings nicht übersehen werden, dass gerade aufgrund der Möglichkeit, Personen „auf Zeit“ zu beschäftigen, viele Unternehmen überhaupt wieder in größerer Zahl neue Arbeitnehmer beschäftigen. Ich denke nicht, dass dies in gleichem Maße der Fall wäre, wenn die Einstellungen auf direkter arbeitsvertraglicher Ebene mit den entsprechenden Kündigungsfristen erfolgen müssten, da der Sinn von Zeit- bzw. Leiharbeit darin besteht, kurzfristig die Auftragsschwankungen in einem Betrieb flexibel auszugleichen. Von einem Verbot der Tätigkeit von Firmen, die Arbeitnehmer auf Zeit vermitteln, halte ich daher nichts. Das Ergebnis wären eher Mehrarbeit der Belegschaften als das Einstellen neuer Mitarbeiter.

Wichtig ist aber, dass Zeitarbeit keine „normalen“ Beschäftigungsverhältnisse verdrängt. Stattdessen kann und soll Leiharbeit als Brücke in ein Stammarbeitsverhältnis führen. Da dies in vielen Fällen auch gut funktioniert, steht ein „Abschaffen“ der Zeitarbeit nicht zur Debatte.

Die SPD-Bundestagsfraktion wird jedoch genau darauf achten, dass im Bereich der Zeitarbeit nicht zu „Dumping-Löhnen“ gearbeitet wird und sich weiterhin für einen gesetzlichen Mindestlohn einsetzen. Zudem strebt meine Fraktion eine gesetzliche Regelung an, nach der nach wenigen Monaten ein "Arbeitnehmer auf Zeit" zu denselben Bedingungen entlohnt wird wie ein Mitglied der Stammbelegschaft eines Betriebes. Dies dürfte dazu führen, dass dort, wo Leiharbeitnehmer nicht nur Auftragsspitzen abdecken, diese vom entleihenden Betrieb vermehrt übernommen werden.

Mit freundlichen Grüßen
Sebastian Edathy, MdB