Frage an Sebastian Edathy von Sandra W. bezüglich Frauen
Zu den Vorwürfen von Laura Himmelreich gegen Rainer Brüderle im Stern werden Sie wie folgt zitiert:
„Es zeugt für mich von einem merkwürdigen Berufsverständnis, als Journalistin um Mitternacht an einer Hotelbar ein offizielles Gespräch mit einem Politiker führen zu wollen.“ Es liege doch auf der Hand, dass das ein nicht öffentliches Gespräch gewesen sei, sagte Edathy der taz.
Ich würde gern von Ihnen wissen, an welchem Punkt auch für Sie eine Schwelle überschritten ist, ab der Frauen nicht mehr schweigen müssen.
(Und bitte weichen Sie nicht aus auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung. Bei Peer Steinbrück war es ähnlich: Dessen Nebentätigkeiten und mangelhafte Arbeitsmoral in seinem Hauptberuf sind seit langer Zeit bekannt, aber von den größeren Medien wurden sie erst nach der Kanzlerkandidatur aufgegriffen. Warum? Weil ein Mann im Rentenalter in einer Partei auf dem absteigenden Ast diese Aufregung nicht mehr lohnt. Ein Spitzenkandidat aber muß es sich gefallen lassen, daß ein bißchen genauer hingeschaut wird.)
Berlin, 29.01.2013
Sehr geehrte Frau Wiegard!
Gegenüber der "taz" habe ich mich letzte Woche wie folgt geäußert: "Es zeugt für mich von einem merkwürdigen Berufsverständnis, als Journalist/in um Mitternacht an einer Hotelbar ein offizielles Gespräch mit einem Politiker führen zu wollen. Dass das ein nicht-öffentliches Gespräch war, liegt auf der Hand. Wenn die betroffene Journalistin das Geschehen als übergriffig empfunden hat, hätte sie das schon vor einem Jahr öffentlich machen können." - "Wenn sich das so zugetragen hat, wie es beschrieben wird, dann hat sich Herr Brüderle daneben benommen. Aber ich finde es auch daneben, damit erst jetzt, wo Brüderle zum Spitzenkandidaten gekürt wurde, an die Öffentlichkeit zu gehen. Dahinter steckt das durchsichtige Ziel, ihm zu schaden. Ich wundere mich, dass der "Stern" sich auf dieses Niveau begibt. Ich hege keine Sympathien für die FDP, aber man sollte die sachliche Ebene nicht verlassen."
Ich hoffe, es wird damit klar, dass ich Sexismus für nicht tolerierbar halte, und lediglich das Vorgehen des "Sterns" kritisiere. Dazu stehe ich.
Mit freundlichen Grüßen
Sebastian Edathy, MdB