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Frage von Konrad M. •

Frage an Sebastian Edathy von Konrad M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Edathy,

Sie haben im Gästebuch ihrer Homepage einen Artikel freigeschaltet, der Herrn Bosbach das Surfen auf der "gängigen Islamophobie-Welle" vorwirft (Mustafa K. 27.12.2009). Der Herr Mustafa K. sieht außerdem die Muslime in Deutschland als potentielle Opfer von Politikern wie Herrn Bosbach und anderen "Islamophoben".
Wenn man aber z.B. die zusammengetragenen Daten des islamkritischen Blogs "Politically Incorrect" (pi-news.net) mit den Infos des PI-Anti-Blogs "Politblogger" ( http://www.politblogger.eu ) und dem Kampf gegen Rechts stark engagierten "Störungsmelder" ( http://blog.zeit.de/stoerungsmelder ) vergleicht, bekommt man keineswegs den Eindruck, dass Muslime in Deutschland bzw. Europa überdurchschnittlich oft Opfer sind. Bei schweren Gewaltstraftaten findet man jedenfalls wesentlich mehr Berichte zu muslimischen Tätern als zu muslimischen Opfern. Viele muslimische Opfer hatten außerdem auch einen muslimischen Täter, z.B. bei Ehrenmorden.
Meine Fragen an Sie:
1. Welche Gefahr schätzen Sie höher ein:
- dass in Zukunft mehr Muslime die Opfer von Islamgegnern werden könnten oder
- dass die Anzahl muslimischer Gewalttäter weiter steigen wird?
2. Sind Sie der Meinung, dass der öffentlich rechtliche Rundfunk und die überregionalen Privatmedien ausreichend berichten, so dass sich jeder Bürger ein objektives Bild über Gewalt gegen Muslime und durch Muslime machen kann?
Die Berichterstattung über zwei aktuelle Tötungsdelikte in Dresden lässt mich jedenfalls daran zweifeln: Jeder in Deutschland weiß z.B., dass in Dresden am 1. Juli 2009 eine Ägypterin von einem Russlanddeutschen erstochen wurde, weil ausführlich darüber berichtet wurde. Wer außerhalb Dresdens weiß aber, dass am 16. Dezember 2009 ein pakistanischer Asylbewerber eine 18-jährige Dresdner Schülerin ermordet hat ( http://www.superillu.de/aktuell/Weihnachtsdrama_in_Dresden_1499488.html )?

Mit freundlichen Grüßen, Konrad Meier

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Sehr geehrter Herr Meier,

vorab: Bei "pi-news" handelt es sich nicht um einen "islamkritischen Blog(s)", sondern um ein m.E. verfassungsfeindliches Forum, in dem massive Hetze betrieben wird. Ich habe erst dieser Tage erneut Strafanzeige gestellt, weil ich im dortigen Kommentarbereich als "dreckiger Lump" bzw. "Misthund" bezeichnet wurde.

Zudem: Die große Mehrheit der Muslime in Deutschland lehnt Islamismus und Gewalt ab. Die Angst und die Vorurteile, die teilweise gegen die in Deutschland lebenden Muslime zu finden sind, kann ich nur als Zerrbild der Realität betrachten, und sie schaden dem Integrationsprozess. Wo dagegen Gesetze verletzt werden oder sich Bestrebungen gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung richten, wird dies konsequent verfolgt. Ob ein Krimineller muslimischen Glaubens ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Oder würden Sie, wenn ein evangelischer Christ einen Mord begeht, den Schluss ziehen, Protestanten wären generell aus religiösen Gründen zu solchen Taten bereit? Ihre erste Frage ergibt deshalb für mich keinen Sinn.

Zu ihrer zweiten Frage: Die Medien haben einen Informationsauftrag, den sie wahrnehmen, damit sich jeder Bürger ein objektives Bild zu jedem Thema machen kann. Aufgrund der Breite der Informationen, insbesondere im Internet, die jedem Bürger frei zugänglich sind, sollte wirklich Jeder in der Lage sein, sich umfassend zu informieren. Mord ist Mord, egal von wem er begangen wird und welcher Nationalität oder Religion er oder das Opfer angehören.

Mit freundlichen Grüßen
Sebastian Edathy, MdB