Frage an Sabine Wölfle von Alexandra Moor M. bezüglich Bildung und Erziehung
Hallo Frau Wölfle,
Auf die Frage von Katharina Weniger, ob Sie es sinnvoll erachten, Kinder digital zu unterrichten bzw. innerhalb der Schulzeit nur mit bedecktem Mund-Nasen-Bereich zu unterrichten, beantworten sie sinngemäß mit:
Es hilft den Kindern zu lernen was Rücksicht und Solidarität ist und das es als Schutz vor Ansteckung alternativlos ist.
Das empfinde ich als Frechheit und Ignoranz allen Familien gegenüber, die seit mehr als einem Jahr im Spannungsfeld zwischen Home-Office, Homeschooling und mangelhaften persönlichen Ausgleich gefangen sind. Ich bin deswegen kein Lehrer geworden, weil es eben besser geeignete Personen gibt, um meinem Kind schreiben und lesen beizubringen. Das bringt die freie Berufswahl mit sich. Jeder nach seinen Fähigkeiten. Ein Grundschüler trägt den Bildungsmangel durch die gesamte Schullaufbahn und wird deutlich in seinen Zukunftsaussichten beeinträchtigt.
Es ist mein Job als Elternteil meinem Kind Rücksicht und Solidarität beizubringen. Das kann ich weit besser vermitteln als die ständige Moralkeule von anderer Stelle.
Nichts im Leben ist alternativlos. Es gibt immer die grundsätzliche Wahl zwischen handeln und nicht handeln. Eben dann, wenn ich nicht weiß, ob mein handeln sogar größere negative Auswirkungen hat.
Zumal die baden-württembergischen Universitätskliniken Heidelberg, Ulm, Freiburg und Tübingen in einer offiziellen Studie nachgewiesen haben, dass Kinder seltener an Covid-19 erkranken, sondern auch seltener mit dem Virus infiziert waren.
Meine Eltern haben ihre Kindheit im Bunker verbracht und erlebten die Hungerjahre nach dem Krieg.
Ihr einziges Anliegen ist es, dass es ihrem Enkelkind gut geht und er unbekümmert aufwachsen darf.
Frage:
Wie wollen Sie konkret gewährleisten, dass der Coronabedingte Bildungsausfall nachgeholt wird, ohne das die Bildungsqualität oder die Kinder noch mehr belastet werden?
Danke
Freundliche Grüße
Sehr geehrte Frau Moor,
wenn Sie eine Antwort von mir als „Frechheit“ bezeichnen, ist ein sachlicher Umgang zwischen Ihnen und mir etwas schwierig.
Ich kenne sehr viele Familien, die meine Auffassung trotz aller Widrigkeiten teilen. Man kann Kindern durchaus erklären, warum diese Maßnahmen sein müssen und warum man Hygieneregeln und Abstand einhalten muss und zwar mit dem Ziel, dass andere Menschen sich nicht anstecken, schwer erkranken oder gar sterben.
Und was die Studie angeht: ja, das ist richtig. Darum geht es aber nicht. Kinder sind zwar weniger anfällig für das Virus, sie sind aber Überträger. Und da Kinder fast nie Symptome haben, ist dies umso gefährlicher, wenn sie mit Risikogruppen Kontakt haben. Dazu gehören nur einmal auch Lehrkräfte, Großeltern oder andere Verwandte und Bekannte.
Da wir nicht Teil der Regierung sind und somit auch nichts gewährleisten können, ist diese Frage eigentlich an die aktuell Kultusministerin Eisenmann von der CDU zu richten.
Wir als Opposition haben allerdings bereits im vergangenen Sommer umfangreiche Vorschläge gemacht, wie man unter Pandemiebedingungen Schulen offenhalten kann.
Dazu gehören flexible Lösungen vor Ort, regelmäßige Testungen der Lehrkräfte, professionelle Unterstützung der Schulen, Einbindung außerschulischer Partner, gute Internetanbindung und Überprüfung der Bildungspläne. Hierbei sollten Inhalte so bestimmt werden, dass bestimmte Bereiche unbedingt unterrichtet werden müssen, andere jedoch optional, um Freiräume für das Aufholen von Lerninhalten zu schaffen. Zusätzlich haben wir ein 10 Mio. Euro Nachhilfeprogramm gefordert und Konzepte für Lehrkräfte sich auf das zeitlich begrenzte Mehrarbeit einzurichten.
Alle Details zu unseren Vorschläge finden Sie im Netz unter SPD-Landtagsfraktion „Das krisenfestes Klassenzimmer“.