Sabine Scherbaum
DIE FRAUEN
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Frage von Ruth L. •

Frage an Sabine Scherbaum von Ruth L. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Liebe Frau Scheerbaum,

gerade haben wir einen Erzieherinnenstreik, der - wie schin der erfolglose vor
10 Jahren etwa, deutlich macht, wie stark die Geschlechterrollen die Struktur
der Gesellschaft mit Herrschaft prägen.

Die Erzieherinnen wurden seit damals nicht ernst genommen in ihren fachlich berechtigten Forderungen an die Politik und die Tarife, mit weiteren Ansprüchen
ohne bessere Arbeitsbedingungen, also mit mehr ausbeuterischen Zuständen
konfrontiert. Dies zeigt überdeutlich, wie zentral wichtige aber als weiblich
konotierte Aufgaben real abgewertet werden. Was schlägt ihre Partei konkret zur aktuellen Lösung dieses Zustandes in Deutschland auf EU Ebene vor ?

Antwort von
DIE FRAUEN

Sehr geehrte Frau Ruth Luschnat

Der Erzieherinnenstreik ist sehr zu begrüßen, zeigt er doch erstmals auch in der breiten Öffentlichkeit beispielhaft die Diskriminierungen auf, die Frauenberufe in der gesellschaftlichen Wertschätzung erfahren.

Erzieherinnen haben eine wertvolle Aufgabe in unserer Gesellschaft. Trotzdem wird ihre Arbeit in diskriminierender Weise unterbewertet. Die Belastungen der Tätigkeiten wie starker Lärm, soziale Anforderungen in hohem Umfang sowie körperliche und psychische Belastungen werden in der Arbeitsbewertung und damit in der Bezahlung nicht berücksichtigt. Ein Facharbeiter mit der gleichen Ausbildungsdauer erhält bis zu 400€ mehr Gehalt bei vergleichsweise besseren Arbeitsbedingungen.

Feministische Politik fordert eine Neubewertung aller Tätigkeiten, die sich an der gesellschaftlichen Nützlichkeit orientiert. Wir wollen und brauchen z.B. keine Arbeitsplätze in der Rüstungs- oder in der Atomindustrie, sondern eine lebensdienliche Wirtschaft, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Dazu gehören zuallererst sogenannte personennahe Dienstleistungsberufe wie ErzieherInnen, SozialarbeiterInnen, Alten- und KrankenpflegerInnen sowie Arbeitsplätze in Bildung und umweltfreundlichen Technologien.

Die Europäische Union hat bereits von mehreren Jahren die Diskriminierung von Frauen durch deutsche Tarifverträge bemängelt. Bisher ist jedoch nicht viel geschehen - im Gegenteil: die Hartz-Gesetze haben Frauen und Frauenberufe weiter aus dem "Normalarbeitsmarkt" in prekäre Beschäftigungen gedrängt, und die Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen ist weiter gestiegen und beträgt inzwischen 23%.

Die Europäische Union hat Möglichkeiten, Deutschland verstärkt zur Umsetzung ihrer Richtlinien zur Gleichstellung zu bewegen. Dass dies in der Vergangenheit nicht geschehen ist, liegt nicht nur an der aktiven Rolle der Wirtschaftslobby in Brüssel, sondern auch an der entsprechenden Blockadehaltung der deutschen Vertreterinnen und Vertreter im europäischen Parlament sowie in der Kommission und im Rat.

Im Europäischen Parlament benötigt es feministische Kräfte, um die Umsetzung der Richtlinien zur Gleichstellung in die nationalen Gesetzgebungen weiter zu forcieren. In der Feministischen Partei DIE FRAUEN stellen sich Frauen - und ein Mann- für diese Aufgabe zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Sabine Scherbaum