Frage an Ruth Cremer-Ricken von Frank M. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Guten Tag,
bitte beschreiben Sie mir kurz was Sie für das grössere Problem halten: den Anstieg der Weltbevölkerung oder den Anstieg der menschlichen Produktivität.
Was sind Ihre drei Vorschläge, mit diesen beiden Faktoren zu umzugehen, dass die latente Bedrohung der Selbstaufreibung der Menschheit reduziert werden kann.
Viele Gruesse und herzlichen Dank für Ihre Antwort.
Sehr geehrter Herr Meisel,
vielen Dank für Ihre Frage. Sie sprechen ein sehr komplexes Problem an, für dessen Lösung es keine einfachen Antworten gibt.
Wir setzen uns dafür ein, mit einer guten Aufklärungs- und Bildungspolitik den Anstieg der Weltbevölkerung mittelfristig eindämmen zu können. Wenn zusätzlich tragfähige Sozialversicherungs- und vor allem Rentensysteme installiert werden, steht zu erwarten, dass der Kinderreichtum nachlassen wird, weil die Zahl der Nachkommen dann nicht mehr für die Altersversorgung entscheidend sein wird. Gleichzeitig wird die wirtschaftliche Entwicklung eine große Rolle spielen: Je mehr Arbeitsplätze geschaffen werden können und je stabiler diese sind, desto eher wird es zu der oben skizzierten Entwicklung kommen können.
Den Anstieg der menschlichen Produktivität halten wir nicht für ein Problem, wenn damit die Neuorientierung unseres Finanz- und Wirtschaftssystems in Richtung Ökologie und Nachhaltigkeit einhergeht. Hier haben wir eher Nachholbedarf. Nur wenn die Menschheit begreift, dass unsere Wirtschaftsweise entscheidend für die Entwicklung unserer Lebensgrundlagen ist, haben wir eine Chance. Das erfordert weltweite Anstrengungen. Zu allererst müssen die Auswirkungen des Klimawandels eingedämmt werden. Wenn die Temperatur um mehr als 2°C steigt, steht zu erwarten, dass wegen des Anstiegs des Meereswasserspiegels weite Landflächen verloren gehen. Das verschärft die bereits jetzt bestehenden Probleme von Hunger, Armut, Wasserknappheit und nutzbarer Fläche. Deshalb müssen vor allem die Industrienationen ihren CO2-Ausstoß drastisch senken, während die Schwellen- und Entwicklungsländer möglichst schnell zu ökologisch verträglicheren Verfahren wechseln. Zweitens müssen Maßnahmen gegen den Flächenverbrauch und die zunehmende Verwüstung angegangen werden. Drittens trägt auch jede und jeder eine ganz eigene Verantwortung für einen ökologisch verträglichen Lebensstil.
Mit freundlichen Grüßen
Ruth Cremer-Ricken