Welche konkreten Maßnahmen werden sie als Abgeordneter ergreifen, um die Lebenssituation von Patienten mit postinfektiösen Krankheiten wie z.B Post-Covid, ME/CFS nachhaltig zu verbessern?
Sehr geehrter Herr Stüwe,
im Koalitionsvertrag der Bundesregierung heißt es: "Zur Erforschung und Sicherstellung einer bedarfsgerechten Versorgung rund um die Langzeitfolgen von Covid19 sowie für ME/CFS schaffen wir ein
deutschlandweites Netzwerk von Kompetenzzentren und interdisziplinären Ambulanzen." Leider wurde dieser wichtige Punkt für Post-Covid und ME/CFS Patienten aus dem Koalitionsvertrag nicht umgesetzt.
Die Forschungspolitik zu den vorgenannten Krankheiten von der ehemaligen Forschungsministerin wird von den Patientenverbänden als unzureichend angesehen.
Welche konkreten Maßnahmen werden sie als Abgeordneter ergreifen, wenn sie wieder in den nächsten Bundestag gewählt werden, um die Lebenssituation von Patienten mit postinfektiösen Krankheiten wie z.B Post-Covid, ME/CFS nachhaltig zu verbessern?
Sehr geehrter Herr B.,
vielen Dank für Ihre Frage bei Abgeordnetenwatch.de.
Die Verbesserung der Situation von Patienten mit postinfektiösen Krankheiten zu verbessern ist mir ein zentrales Anliegen. Dafür setze ich mich zusammen mit den Abgeordneten aus der SPD-Fraktion im Bundestag ein. Hierzu gehört allen voran die Förderung biomedizinischer Forschung zu Long-Covid und ME/CFS, auf deren Ergebnisse die Entwicklung wirksamer Therapien und die Versorgung überhaupt aufsetzen können. Obschon sich die öffentliche Aufklärung zu ME/CFS und das Bewusstsein über die extrem leidvolle Situation vielen betroffenen Patienten verbessert hat, gibt es leider in der medizinischen Forschung immer noch wenig Klarheit darüber, wie sie im Körper entsteht. Uns ist bewußt, dass diese ituation für die mit Long-Covid und ME/CFS Erkrankten äußerst unzufriedenstellend ist.
Daher habe ich mich verstärkt für eine nachhaltige Forschungsförderung zu Long-Covid und ME/CFS eingesetzt; insbesondere durch die Bereitstellung von Haushaltsmitteln durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesgesundheitsministerium (BMG). Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat insgesamt 80 Millionen Euro für die Long-Covid-Forschung bei Erwachsenen und 50 Millionen Euro für die bei Kindern zur Verfügung gestellt. Die Mittel dienen vor allem dem Auf- und Ausbau von Infrastrukturen, in denen Rehabilitation und Forschung ineinandergreifen. Allerdings liegt ein Problem in der bisweiligen Trennung von Forschung und Versorgung sowie in der fehlenden Infrastruktur, Patient:innen aufzunehmen und langzeitlich zu begleiten.
Damit neue und zielgerichtete Therapieansätze entwickelt werden können, fördert das BMBF die Erforschung der zugrundeliegenden Krankheitsmechanismen von Post-Covid und ME/CFS mit 15 Millionen Euro. Hinzu kommen 20 Millionen Euro Forschungsfördermittel vom Gemeinsamen Bundesausschuss als Institution der Selbstorganisation des Gesundheitswesens. Ein großer Teil der genannten Mittel erforscht die strukturähnlichen Krankheiten Long-Covid und ME/CFS. Dabei legt die Forschungscommunity ein großes Augenmerk auf die Erforschung von off-label-use Medikamenten hinsichtlich ihrer Eignung zur Linderung oder Heilung von Long-Covid und ME/CFS.
Darüber hinaus engagiert sich die Bundesregierung im Rahmen der EU-Forschungsförderung an der Erforschung von Long-Covid und ME/CFS. Die Summe der investierten Mittel für EU-Forschungskonsortien (bei über 70-prozentiger Beteiligung deutscher Forschungseinrichtungen) belaufen sich auf rund 40 Millionen Euro. Im Rahmen der institutionellen Förderung des BMBF an die außeruniversitären Forschungseinrichtungen (v.a. Helmholtz-Zentren im Bereich Gesundheit) werden weitere Mittel für die Erforschung postviraler Entzündungskomplexe aufgewendet.
Wichtig zu nennen ist zudem der von der Bundesregierung eingerichtete runde Tisch, der regelmäßig erkrankte Personen bzw. deren Vertretung, Forscher*innen, die Ärzte- und Pflegeschaft sowie politische Entscheider:innen zu aktuellen Entwicklungen in Versorgung und Forschung zusammenbringt. Solange keine Therapie- und Heilungserfolge ersichtlich sind, werden wir uns weiterhin für eine bessere Awareness in der Bevölkerung, bei Gesundheitsversorgung und für eine effektive und digital vernetzte Erforschung von Long-Covid und ME/CFS einsetzen.
Denn eine bessere Vernetzung von Forschenden mit der ärztlichen Versorgung und den Patientenverbänden ist wichtig für die Diagnose, Versorgung und Anerkennung der Erkrankung mit Post-Covid und ME/CFS. Allerdings gibt es nach wie vor zu wenige Forschungsgruppen, die sich intensiv mit den Krankheitsverläufen und Therapien zu Post-Covid und ME/CFS beschäftigen. Das muss sich unbedingt ändern, damit sich auch die Situation der Patienten verbessert. Daher ist über die finanzielle Förderung der Erforschung auch eine kompetente Vernetzung der Forschenden und Versorgungen ein wichtiges Anliegen. Deutschlandweite Kompetenzzentren zu Post-Covid und ME/CFS können nur mit kritischer Masse aus der Forschungscommunity im Zusammenwirken mit den Fachverbänden und Versorgungseinrichtungen etabliert werden.
Für die Verbesserung der Situation von Patienten mit postinfektiösen Krankheiten, durch Forschung, Auklärung und Vernetzung bleibt ein wichtiges Anliegen, für das ich mich nachdrücklich einsetze.
Mit freundlichen Grüßen
Ruppert Stüwe