Frage an Rudolf Henke von Sebastian P. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Henke,
Bezug nehmend auf Ihre hier häufig geäußerte Lesempfehlung der CAPRis-Studie folgendes:
Sie verweisen auf die Risiken des Cannabiskonsums, die in o. g. Studie thematisiert werden. Konkludierend wird dort festgestellt, dass der "frühe Cannabiskonsumbeginn in der Adoleszenz, intensive Gebrauchsmuster sowie Co-Konsum von Tabak" (S. 7) besondere Risikofaktoren mit Blick auf vor allem Kognition und soziale Folgen sind.
Könnte es vielleicht sein, dass ein früher Cannabiskonsumbeginn im Jugendalter durch die Prohibition überhaupt erst reizvoll gemacht wird? Und inwieweit würde die Legalisierung von Cannabis für Erwachsene (!), analog zu der Regulierung von Tabak und Alkohol, den Konsum von Jugendlichen negativ beeinflussen?
Zudem werden in der Studie "international bestehende Datenlücken" (S. 7) festgestellt, mündend in der Forderung "international gültige, standardisierte Erfassung von wichtigen Variablen des Cannabiskonsums" (S. 2) zu etablieren.
Es lässt sich folglich konstatieren, dass die Ergebnisse dieser Meta-Studie mindestens mit Vorsicht zu genießen sind.
Und mit Blick auf die geringe Evidenz von Cannabis in der medizinischen Anwendung könnte es sinnvoll sein, Berichte von Patient*innen schlichtweg ernst zu nehmen. Nur weil "die Daten" (S. 7) nicht für eine "substantielle Reduktion der Symptomatik" (S. 7) sprechen, schließt dies nicht die medizinische Wirksamkeit von Cannabis aus. Dies zu behaupten, wäre ein induktiver Fehlschluss, d. h. unwissenschaftliche Praxis und wird von den Autor*innen der Meta-Studie so auch nicht behauptet, aber im politischen Diskurs vor allem von Legalisierungsgegnern gerne getan.
Halten Sie die die Cannabis-Legalisierung der kanadischen Regierung oder der US-Bundesstaaten wie Colorado, Kalifornien, Texas, u. v. m. für falsch? Ist Cannabis in Colorado oder Washington zu einem Gesundheitsproblem geworden? Ist die Bundesregierung einfach nicht in der Lage, "policy learning" zu betreiben?
Freundl. Grüße
Sehr geehrter Herr P.,
wie Sie richtig anmerken, sehe ich in der evidenzbasierten wissenschaftlichen Analyse die beste Möglichkeit, Meinungen argumentativ zu vertreten respektive entgegenzutreten. Das gilt gleichermaßen für die Debatte um die Legalisierung von Cannabis als Genussmittel: Die Forschung zeigt eindeutig das hohe Gefahrenpotential – auch wenn es einzelne Bereiche gibt, für die es in der Tat keine ausreichende Datenlage gibt.
Für Ihre Schlussfolgerungen fehlen mir schlichtweg die evidenzbasierten Argumente, an denen es zur Begründung Ihrer Position ja nicht nur in der CAPRis-Studie fehlt.
Ich bin weiterhin gegen die Legalisierung von Cannabis als Genussmittel. Wenn sich das ändert, gebe ich es öffentlich bekannt und Sie erfahren es.
Mit freundlichen Grüßen
Rudolf Henke MdB