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Frage von Andreas R. •

Frage an Rudolf Henke von Andreas R. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Henke,

ich wende mich an Sie als Experte in der Gesundsheitspolitik.
Nach Ansicht vieler Experten ist der Trend von HIV in Europe besorgniserregend:
https://www.zdf.de/nachrichten/heute/who-hiv-trend-in-europa-besorgniserregend-100.html
Behandlungen von HIV-PatientInnen sind zudem kostenintensiv und könnten durch Präventionsprogramme entsprechend verringert werden.

Meine Frage: Wäre es aus Ihrer Sicht sinnvoll, wenn alle Deutschen zu einem bestimmten Zeitpunkt (z.B. 20., 25. und 30. Geburtstag) einen Hinweis auf die kostenlose HIV-Untersuchung (allgemeiner: Untersuchung auf sexuell übertragbare Krankheiten) bei einem Hausarzt erhalten könnten, unabhängig von einer Risikogruppe? Dies könnte ein einfacher Brief sein, der eindringlich darauf hinweist, wie viele Menschen in Deutschland unentdeckt mit HIV infiziert sind. Natürlich sollte dies keine Zwangsuntersuchung sein, aber doch eine Anmahnung, einmal einen Termin beim Hausarzt zu vereinbaren. Diese könnte die Hemmschwelle verringern. Ein Brief könnte bspw. von den Krankenkassen kommen und die Wahrnehmung dieser Untersuchung mit einer Prämie belohnt werden, etwa die Erstattung eines Monatsbeitrags. Was würden Sie von einer solchen Anmahnung halten?

Mit freundlichen Gruessen
A. R.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr R.,

haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage bzgl. der Prävention von HIV-Infektionen.

Die Zahlen der Neuinfektionen ist in der Tat besonders in Osteuropa besorgniserregend. Oft gibt es in betroffenen Ländern keine Präventionsprogramme für Risikogruppen, teilweise werden sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Deutschland versucht durch die Mitwirkung in internationalen Initiativen und Monitoringprogrammen, die Zusammenarbeit zu stärken und für die Gefahren und Folgen von steigenden HIV-Infektionen zu sensibilisieren. Oftmals geschieht dies in Ländern, die kein mit Deutschland vergleichbares Gesundheitssystem haben.

In Deutschland ist die Zahl der Neuinfektionen auf einem konstanten, im europäischen Vergleich niedrigem Niveau. Die sinkenden Zahlen bei der Risikogruppe von Männern, die mit Männern Sex haben, zeigen, dass Aufklärungskampagnen und Präventionsarbeit ihre Wirkung nicht verfehlen.
Die Zahlen steigen hingegen bei Heterosexuellen seit 2010 und bei Drogenkonsumenten.

Das Robert Koch-Institut geht davon aus, dass rund 12.700 Menschen in Deutschland nicht wissen, dass sie mit HIV infiziert sind. Diese Zahlen gilt es zu senken. Dazu müssen wir es zur Selbstverständlichkeit machen, sich auf HIV testen zu lassen. Neben dem Appell an die Eigenverantwortung müssen wir sicherlich auch verstärkt Arzt-Patienten-Kontakte nutzen, um dafür zu werben, HIV-Tests durchzuführen.

Nach wie vor haben viele Menschen Angst vor einer Diagnose und den Folgen von Stigmatisierungen und Vorurteilen, die noch immer nicht abgebaut sind. Das ist ein weiterer Punkt, an dem die Aufklärungsarbeit verstärkt werden muss. Durch eine gezielte und möglichst frühe medikamentöse Therapie ist es durchaus möglich, auch mit einer HIV-Infektion ein relativ wenig beeinträchtigtes Leben zu führen – ohne, dass AIDS ausbricht.

Ich unterstütze als Kuratoriumsmitglied der AIDS-Hilfe Nordrhein-Westfalen vielseitige Aufklärungskampagnen und werbe auch auf ärztlicher Seite für eine offene Kommunikation mit Patienten über den unbestrittenen Sinn von AIDS-Tests.

Ob es eine Wirkung hätte, Menschen durch einen Brief an einen HIV-Test zu erinnern, halte ich für eine offene Frage, die durch Studien geprüft werden sollte. Ich würde es begrüßen, wenn einzelne Krankenkassen das von Ihnen angeregte Modell auf seine Wirksamkeit prüfen würden. Das gilt auch für den Anreiz durch eine Prämie. Nach Vorliegen der Ergebnisse muss man weitersehen.

Mit freundlichen Grüßen

Rudolf Henke MdB