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Frage von Sophie M. •

Frage an Rudolf Henke von Sophie M. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Henke,

um ein Studium zu finanzieren, brauchen viele Studierende meist jeden erreichbaren Cent. Nebenjob, BAföG und – wenn möglich – die Unterstützung der Eltern bilden in der Regel die Basis der Studienfinanzierung. Zusatzchance für viele: ein Stipendium
.
Die neuste Form, dieser Art von „Bildungsfinanzierung“ ist das so genannte Deutschlandstipendium. Entgegen der Auffassung der amtierenden Bundesbildungsministerin Annette Schavan handelt es sich hier nicht um einen wirkungsvollen Ansatz zum ehrenamtlichen Engagement vieler junger Menschen, sondern um ein privatwirtschaftliches Instrument, welches die soziale Auslese in unserer Gesellschaft weiter antreibt und verschärft.

Die Etablierung stellt einen weiteren Höhepunkt einer verfehlten Bildungspolitik dar und verschärft die ohnehin bereits gravierende Bildungsungerechtigkeit.

Wie soll festgelegt sein, dass die Vergabe der Studienfördermitteln gerecht verteilt wird?

Warum betreibt die Bundesregierung nicht einen Ausbau der Bildungsfinanzierung nach dem Modell des BAföG?

Freundliche Grüße

S. Mey

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Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Mey,

besten Dank für Ihre Frage vom 13.03.2012 zum Deutschlandstipendium.

Sehr dankbar bin ich Ihnen, dass Sie in Ihrer Frage die hohe Bedeutung der eigenen finanziellen Leistung der Studierenden und - wenn möglich - ihrer Eltern für die Finanzierung des Studiums klar betont haben.

Gerade deshalb ist es auch richtig, wo immer möglich, die Unterstützung nach dem Modell des BAföG zu verbessern. An diesem Grundsatz hält die Bundesregierung sich auch. Das ist aber doch kein Argument gegen die zusätzliche Förderung besonders begabter und leistungsstarker Studierender durch einkommensunabhängige Stipendien. Dieses Ziel verfolgt das Deutschlandstipendium. Beide Förderungen sind kein Gegensatz sondern sie ergänzen einander. Warum?

Gut ausgebildete junge Menschen sind das größte Potenzial unserer Gesellschaft und der Motor der Entwicklung unseres Landes. Die Ausbildung erfordert jedoch einen großen finanziellen Aufwand. Ziel der Politik muss es deshalb sein, dass Jugendliche und junge Erwachsene unabhängig von ihrer Herkunft eine ihrer Eignung und Neigung entsprechende Ausbildung absolvieren können.

Das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) leistet seit vielen Jahren einen unersetzlichen Beitrag dafür, dass Jugendliche und junge Erwachsene eine adäquate Ausbildung absolvieren können - auch unabhängig davon, ob die finanzielle Situation ihrer Familie diese Ausbildung zulässt oder nicht.

Im vergangenen Jahr hat die christlich-liberale Koalition das Deutschlandstipendium eingeführt. Es hat sich neben BAföG, bedarfsgerechten Bildungsdarlehen und den Stipendien der Begabtenförderungswerke zur vierten wichtigen Säule einer erleichterten Studienfinanzierung entwickelt.

Um dieses Stipendium können sich besonders begabte und leistungsstarke Studierende bewerben, deren Werdegang herausragende Leistungen in Studium und Beruf erwarten lässt. Die Stipendiaten werden von den Hochschulen ausgewählt und einkommensunabhängig mit zusätzlich 300 Euro pro Monat hälftig von privaten Geldgebern (Unternehmen, Stiftungen oder Privatpersonen) und vom Bund unterstützt. Die klaren Kriterien des Auswahlverfahrens, die sich auf Qualifikation und gesellschaftliches Engagement der jungen Menschen beziehen, sind ein Garant für Neutralität und Gerechtigkeit der Verteilung der Studienfördermittel.

Das Deutschlandstipendium ist aber nicht als Alternative zum BAföG zu betrachten, sondern als eine Ergänzung der staatlichen Hilfe. Deshalb ist sowohl ein starkes BAföG, als auch die gezielte Förderung der besten Studierenden von Bedeutung. Wir brauchen - wie Bundesbildungsministerin Prof. Annette Schavan deutlich gemacht hat - beides: Förderung in der Breite und in der Spitze. Die christlich-liberale Bundesregierung hat dazu Neuerungen beschlossen, die den Kreis der Förderungsberechtigten erweitert und die Förderungsbeträge erhöht haben. So wurden durch die seit Herbst 2010 geltende 23. BAföG-Novelle die Bedarfsätze um zwei Prozent und die Freibeträge um drei Prozent erhöht. Mittlerweile werden jährlich rund 870.000 Schüler/innen und Studierende nach dem BAföG gefördert. Vor zehn Jahren waren dies noch 651.000. Diese Zahl wird auch weiter steigen.

Das Deutschlandstipendium ist eine Unterstützung für junge Menschen, die besonders herausragende Leistungen erreichen. Durch dieses Stipendium werden nicht nur Erfolge in der Hochschule und an der Universität, sondern auch gesellschaftliches Engagement belohnt. Zu den Förderkriterien zählen neben besonderen Erfolgen an Schule und/oder Universität auch das gesellschaftliche Engagement zum Beispiel in Vereinen oder in der Hochschulpolitik, in kirchlichen oder politischen Organisationen sowie der Einsatz im sozialen Umfeld, in der Familie oder in einer sozialen Einrichtung. Berücksichtigt wird auch die Überwindung besonderer biografischer Hürden, die sich aus der familiären oder kulturellen Herkunft ergeben. Deshalb ist das Deutschlandstipendium eine große Chance für besonders begabte und ambitionierte Studierende.

Ich hoffe, Ihre Frage damit hinreichend beantwortet zu haben und verbleibe mit freundlichen Grüßen

Rudolf Henke MdB