Frage an Roswitha Kirschniok von Andreas P. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Kirschniok,
als erstes zeige ich mich enttäuscht, das es Ihnen in nunmehr 3 Wochen nicht möglich war, Ihre Antwort auf meine Frage zum Thema Wirtschaft zu beantworten.
Scheinbar gehört Wirtschaft nicht zu Ihren Lieblingsthemen. Deshalb hier eine Frage, die Ihnen von Beruf her nicht all zu fern liegen dürfte:
Wie stehen Sie zum neuen Schulgesetz? Dazu, das m. e. den Kindern durch die zwangsweise Einschulung mit 5,5 Jahren wertvolle, unwiederbringliche Kindheit genommen wird, was später in vielen Fällen, dann doch nur dazu dient, das die Jugendlichen statt mit 16/17 schon mit 14 ohne Lehrstelle auf der Straße stehen?!
Hochachtungsvoll
Andreas Paul
Sehr geehrter Herr Paul,
aus voller Überzeugung stehe ich zu den Aussagen zur Schulpolitik im Wahlprogramm der CDU Berlin: Leistung, Qualität, Werte - den Schülern eine Zukunft geben.
Die derzeitige Situation in der Berliner Bildungslandschaft ist derzeit allerdings eine andere. Hier einige Beispiele dafür: Im Ergebnis der PISA-Studie ist festzustellen, dass Berlin auch bei dieser Studie im Vergleich mit anderen Bundesländern im hinteren Drittel rangiert, weit abgeschlagen von CDU- bzw. CSU-regierten Ländern wie Bayern, Baden-Würtemberg, Sachsen oder Thüringen. Der Unterrichtsausfall ist verheerend hoch, etwa 600 000 Stunden jährlich. Bei der Einschulung verfügen nicht mehr nur Kinder mit Migrationshintergrund über unzureichende Deutschkenntnisse. Mehr als 25 % der Schulabgänger Berlins sind nicht ausbildungsfähig. Mehr als 10% aller Schüler erreichen nicht einmal den Hauptschulabschluss, betrachtet man nur die Schüler mit Migrationshintergrund sind es sogar über 25%. Viele Schulen verfügen über jämmerliche räumliche Bedingungen und technischen Bereich herrscht der Notstand. Über Gewalt und Respektlosigkeit an Berliner Schulen mussten die Medien vor nicht allzulanger Zeit ausführlich berichten. Diese Aufzählung der erbärmlichen Zustände ließe sich beliebig lange fortsetzten.
Sie fragen sich zu Recht, welchen Sinn das neue Schulgesetz für Berlin macht. Das neue Berliner Schulgesetz löste mit den Vorklassen und der eingangsstufe Bewährtes auf und zeigt sich verantwortungslos durch die Abschaffung der Berufsschulpflicht. In der neu eingeführte so genannten flexiblen Eingangsstufe werden Kinder in einer Altersmischung von5 1/2 bis 9 Jahren in einer Lerngruppe Unterricht erhalten können. Dabei ist es gleichgültig, die Kinder hochbegabt sind, ihnen die Schulreife fehlt sie kein Deutsch können, bei ihnen sonderpädagogischer Förderbedarf bestehtoder ob sie normal altersgerecht entwickelt sind. Ich meine, Schulanfänger brauchen Ruhe, eine feste Bezugsperson über einen längeren Zeitraum eine feste Lerngruppe, in der man soziale Kompetenzen entwickelt und festigt.
Ich will Vorfahrt für Bildung im Landeshaushalt! Bildung ist in unserem rohstoffarmen Land die eigentliche Ressource. Bildung ist der Schlüssel individuelle Zukunftschancen unserer Kinder. Dafür werde ich mich mit aller Kraft einsetzen.
Roswita Kirschniok