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Rosa Domm
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Frage von Klaus P. •

Wann und wie wird Fernwärme in Hamburg Klimaneutral

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Sehr geehrter Herr P.

danke für Ihre Frage vom 03. Februar zur Dekarbonisierung der Fernwärme in Hamburg.

Die Fernwärme ist ein wichtiger Baustein für unsere Wärmewende hin zu einer klimafreundlichen Wärmeerzeugung in Hamburg: Sie kann viele Haushalte, gerade in Mehrfamilienhäusern und dicht bebauten Gebieten, sehr effizient mit klimafreundlicher Wärme versorgen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Fernwärme selbst klimaneutral wird – denn aktuell basiert ein Teil der Wärme noch auf fossilen Energien.

Daher haben wir im Hamburgischen Klimaschutzgesetz (HmbKlSchG §10) festgeschrieben, dass alle Wärmenetzbetreiber in Hamburg ihre Wärme bis 2045 vollständig auf Basis von erneuerbaren Energien, aus unvermeidbarer Abwärme oder einer Kombination der beiden erzeugen müssen. Um sicherzustellen, dass das auch klappt, müssen die Wärmenetzbetreiber bis Ende 2026 einen Fahrplan vorlegen, wie sie die Fernwärme ausbauen und dekarbonisieren wollen. Zudem müssen sie bis Ende 2029 bereits mindestens 50% ihrer Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien und/oder unvermeidbarer Abwärme gewinnen. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist, dass wir bis spätestens 2030 aus der Kohleenergie aussteigen wollen.

Die privaten Fernwärmenetze sind selbst dafür verantwortlich, diese Maßgaben umzusetzen. Beim größten Hamburger Fernwärmenetz haben wir diese Umsetzung zum Glück selbst in der Hand: Denn Hamburg hat das städtische Fernwärmenetz 2013 nach einem positiven Volksentscheid zurückgekauft und betreibt es nun über das städtische Unternehmen der Hamburger Energiewerke (HEnW). Und bei diesem Stadtnetz treiben wir die Dekarbonisierung bereits sehr stark voran und investieren massiv in die Umsetzung der Klimaneutralität – in den Jahren von 2022 bis 2028 rund 2,85 Milliarden Euro. Dieses Geld nutzen wir, um die bisherigen fossilen Wärmelieferanten der Heizkraftwerke Wedel und Tiefstack Stück für Stück mit neuen, modularen Erzeugerparks (Energiepark Hafen und Energiepark Tiefstack) zu ersetzen. Die Energieparks basieren dabei auf eine Kombination verschiedener Wärmequellen: Im Energiepark Hafen wird beispielsweise Abwärme aus der thermischen Abfallverwertung, aus energieintensiven Industrien sowie aus Klärwerksprozessen genutzt. Dies wird ergänzt durch eine Power-to-Heat-Anlage, mit der Windenergie in Wärme umgewandelt werden kann, durch einen Wärmespeicher mit etwa 50 Millionen Liter Wasser, der mehr zeitliche Flexibilität bei der Wärmeversorgung schafft, und eine Gas- und Dampfturbinen-Anlage, die im Kraft-Wärme-Kopplung-Prozess (KWK) betrieben wird und die klimaneutrale Wärme ergänzen, aufheizen, speichern und absichern soll. Damit diese klimafreundliche Wärme auch die Verbraucher*innen erreicht, haben wir im letzten Jahr zudem einen über 1000 Meter langen Tunnel unter der Elbe gegraben. Dort werden nun Leitungen verlegt und der Energiepark so an das Fernwärmenetz in Hamburgs Westen angeschlossen.

Im Energiepark Tiefstack wird ebenfalls Abwärme aus der Industrie und der Müllverbrennung genutzt und ein Druckwärmespeicher eingesetzt. Im Januar fand dort der symbolische Start der Industriewärmelieferung des Kupferherstellers Aurubis statt. Ein weiterer wichtiger Baustein dort ist eine Flusswasser-Wärmepumpe. Diese befindet sich aktuell in der Planung und soll in der Billwerder Bucht installiert werden, um weitere klimafreundliche Wärme zu produzieren.

Der Weg zur klimaneutralen Fernwärme besteht also aus dem Zusammenwirken von vielen verschiedenen Elementen, die insgesamt unsere CO2-Emissionen deutlich reduzieren und langfristig auf Null senken. Genaue Informationen zu den Energieparks und der Transformation der Fernwärme finden Sie auch auf den Seiten der Hamburger Energiewerke und der Stadt Hamburg.

Mit freundlichen Grüßen
Rosa Domm

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