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Rosa Domm
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
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Frage von Meike R. •

Ist die Preiserhöhung von Vattenfall berechtigt?

Sehr geehrte Frau Dom,
Seitdem Deutschland aus Energieverträgen mit Russland ausgestiegen ist, gibt es immer wieder Preisanstiege der Energieversorger, diesmal ist die Erhöhung der Grundgebühr von Vattenfall für Strom angekündigt um monatlich bundesweit 10,5 Mio Gewinn zu machen. Es fehlt mir seitens der Politik an Widerstand und Einflussnahme. Aber sie werden vielleicht nur nicht kommuniziert?.
Wie stehen Sie und Die Grünen zu den, für Verbraucher nicht nachvollziehbaren Preisanstiegen?
Mit freundlichen Grüßen
M. R.

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau R.,

danke für Ihre Frage zu den Preiserhöhungen bei Vattenfall.

Preissteigerungen für die Verbraucher*innen sind immer ärgerlich und ich verstehe Ihren Unmut. Trotzdem möchte ich in der Antwort auf Ihre Frage nochmal deutlich machen, dass ein etwaiger einseitiger Ausstieg Deutschlands aus den Energieverträgen mit Russland definitiv nicht die Wurzel dieser Preisanstiege ist. Im Gegenteil: Russland hat auf brutale Weise die Ukraine überfallen und das Völkerrecht gebrochen und schließlich die Lieferung von Erdgas nach Deutschland eingestellt. Damit ist auch Russland allein für das Ende der Gaslieferbeziehungen zwischen Deutschland und Russland verantwortlich.

Bei Ihrer Frage geht es in diesem spezifischen Fall aber ja auch um Strom und nicht um Gas und um den Stromanbieter Vattenfall. Bei Preisanstiegen kann grundsätzlich immer ein Wechsel des Stromanbieters sinnvoll sein, da das den Wettbewerb stärkt und die Anbieter dazu zwingt, den Verbraucher*innen das beste Angebot zu machen. Daher setzen wir uns hier für eine möglichst einfache Gestaltung des Wechselvorgangs für Verbraucher*innen ein.

Gleichzeitig verpflichten wir die Stromversorger, ihre Preisstruktur offenzulegen. Vattenfall hat die beschriebene Preissteigerung (zuvor waren die Preise in der Hamburger Grundversorgung mehr als zwei Jahre lang stabil geblieben) recht klar begründet: mit deutlichen Steigerung der Hamburger Netzentgelte sowie hohen Steuern und Abgaben. Die steigenden Netzentgelte wiederum sind durch hohe Kosten der Übertragungsnetzbetreiber bedingt, da wir in ganz Deutschland das Stromnetz sehr stark ausbauen müssen, um beispielsweise Strom aus Windenergie im Norden zu den Industriebetrieben im Süden Deutschlands zu transportieren.

Die Gewinne Vattenfalls, auf die Sie sich beziehen, stehen natürlich im Kontrast zu den Preissteigerungen. Gleichzeitig sind diese laut Vattenfall größtenteils auf Einmaleffekte zurückzuführen, da das Unternehmen große Menge an Anteilen verschiedener Energieprojekte („Nordlicht I & II“, „Norfolk-Projekte“) verkauft hat. Daher ist es durchaus nachvollziehbar, dass diese Einnahmen die langfristig höheren Kosten nicht dauerhaft ausgleichen können.

Insgesamt ist uns bewusst, dass sowohl ein Anbieterwechsel, als auch die Hintergründe zur Preisentwicklung, kompliziert sind und Wissen und Zeitaufwand bei den Verbraucher*innen voraussetzen. Unterstützung erhalten Sie dabei unter anderem von der Verbraucherzentrale (https://www.vzhh.de/themen/bauen-immobilien-energie/rechnungen-fuer-strom-gas-waerme/steigende-gas-strompreise-so-wechseln-sie-den-anbieter). Darüber hinaus werden wir uns für weitere Vereinfachungen und langfristig günstigere Strompreise durch den Ausbau der erneuerbaren Energien, Speichermöglichkeiten und eine Flexibilisierung des Strommarktes einsetzen.

Mit freundlichen Grüßen
Rosa Domm 

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