Was wollen Sie konkret tun, um die Versorgungslage in Deutschland für Menschen mit chronischen Schmerzen zu verbessern?
Werden Sie sich für die Einführung einer eigenen Leistungsgruppe Schmerzmedizin bei Fortentwicklungen der Krankenhausreform einsetzen?
Welche Maßnahmen planen Sie, um die medizinische Versorgung,
insbesondere die schmerzmedizinische Versorgung, bundesweit und in ländlichen Regionen sicherzustellen und zu verbessern?
Welche spezifischen Anreize möchten Sie schaffen, um Ärzte,
Pflegekräfte, Physiotherapeuten und Schmerzpsychotherapeuten zur
Arbeit in strukturschwachen Regionen zu bewegen?
Wie wollen Sie die Aus- und Weiterbildung der beteiligten Professionen im Bereich der Schmerztherapie deutschlandweit fördern?
Welche Elemente soll eine „Nationale Strategie zur Verbesserung der
Versorgung und Prävention Chronischer Schmerzen“ aus Ihrer Sicht
beinhalten?
Wie begegnen Sie den zunehmenden Herausforderungen des deutschen Gesundheitssystems im Hinblick auf Personal- und Finanzierungsprobleme, um eine langfristig gute Versorgung
sicherzustellen?

Sehr geehrter Herr E.,
vielen Dank für Ihre Fragen.
In Deutschland leiden rund 23 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen, mehrere Millionen davon in besonders schwerer Form. Deshalb bin ich überzeugt, dass Schmerzforschung und -therapie eine zentrale Rolle in der Gesundheitspolitik spielen müssen. Die Rückkehr zu einem schmerzfreien oder zumindest schmerzarmen Leben ist nicht nur für die Betroffenen von unschätzbarem Wert, sondern auch ein Gewinn für die Gesellschaft insgesamt.
Wir schätzen die enormen Leistungen, die täglich in Arztpraxen und Kliniken erbracht werden. Gleichzeitig beobachten wir die Entwicklung im Gesundheitswesen mit Sorge. Trotz zahlreicher parlamentarischer Initiativen, mit denen wir die Bundesregierung auf die angespannte Lage der ambulanten Versorgung aufmerksam gemacht haben, bleiben dringend notwendige Reformen aus. Die Herausforderungen sind vielfältig: Der demografische Wandel verschärft die ohnehin bestehenden Versorgungsengpässe, insbesondere in ländlichen Regionen. Hier trifft der Ärztemangel vor allem ältere und hochbetagte Menschen, für die lange Wege zu Arztpraxen und Kliniken eine erhebliche Belastung darstellen. Es ist daher unerlässlich, diesem Strukturwandel aktiv entgegenzuwirken.
Die bestehenden Versorgungsstrukturen müssen weiterentwickelt werden. Erfolgsmodelle wie AGnES (Arztentlastende, Gemeindenahe, E-Health-gestützte, Systemische Intervention) oder VERAH (Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis) sollten flächendeckend ausgebaut werden. Sie ermöglichen es, medizinische Fachkräfte gezielt zu fördern und Ärztinnen und Ärzte spürbar zu entlasten. Zudem brauchen wir mehr medizinische Versorgungszentren im ländlichen Raum sowie einen nationalen Kraftakt zur Schaffung zusätzlicher Medizinstudienplätze. Nur so lässt sich der Ärztemangel langfristig bekämpfen.
Darüber hinaus müssen wir die Digitalisierung im Gesundheitswesen konsequent vorantreiben. Digitale Lösungen können helfen, ärztliche Prozesse effizienter zu gestalten, Aufgaben gezielt an qualifizierte Fachkräfte zu delegieren und somit die Patientenversorgung zu verbessern. Eine angemessene Abbildung dieser Leistungen im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) ist dabei essenziell. Gleichzeitig müssen wir unser Gesundheitswesen inklusiver und barrierefreier gestalten.
Dies sind nur einige Ideen. Eine flächendeckende, wohnortnahe Gesundheitsversorgung in Stadt und Land ist mir ein besonderes Anliegen. Jeder Mensch muss Zugang zu den notwendigen medizinischen Leistungen haben – unabhängig von Wohnort, Alter oder individuellen Einschränkungen.
Viele Grüße
Ronja Kemmer