Frage an Roman-Hartmut Wauer von Harald Z. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Werter Herr Wauer,
Ich entstamme einer Familie von Forstwirten in der x-ten Generation. Vor zwei Jahren wanderte ich mit einem Freund auf einen oertlichen Aussichtspunkt. Wir beschlossen dort den etwas laengeren Rueckweg durch das Felsenmeer, ein Naturschutzgebiet mit jahrhunderte alten Baeumen und zum Teil riesigen moosbewachsenen Felsfindlingen, zu nehmen um uns an dem majestaetischen Anblick zu ergoetzen. Dort angekommen bot sich uns ein Bild das mir noch jetzt die Traenen in die Augen schiessen laesst: Absperrbaender, tiefe(!) Raupenspuren, schwere Forstmaschinen von privaten Forstfirmen(!), verschwundene Naturschutzgebietsschilder und kein einziger(!) alter Baum mehr.
Die meisten der abgeholzten Baeume waren schon abtransportiert, an den verbliebenen und Ueberresten konnte ich selbst nach gruendlicher Untersuchung keinerlei Krankheiten oder Schaedlinge feststellen.
Keiner der gefaellten Baeume war unter 200 Jahre alt, ein Grossteil davon war mind. doppelt so alt, wie ich nach eingehender Untersuchung der Stuempfe schloss.
Ich war, und bin es immer noch, ausser mir vor Wut, heulte Rotz und Wasser und schrie mit dem verbliebenen Wald um die Wette.
Zuhause angelangt befragte ich meinen Onkel, der seit ueber 30 Jahren Forstwirt ist, was dieser Scheiss eigentlich soll. Sichtlich beschaemt antwortete er zusammengefasst etwa folgendes:
Die staatliche Forstwirtschaft habe jedes Jahr "ihr Soll" zu erfuellen. Dies sei des oefteren durch Fehlplanung "von oben" unmoeglich zu erreichen, deshalb, und dies sei eher die Regel als die Ausnahme(!), waeren solche Aktionen noetig damit am Ende die Bilanz stimme...
Die Naturschutzgebietsschilder wurden nach Beendigung der Arbeiten ´selbstverstaendlich´ wieder aufgestellt, ich habe mich persoenlich davon ueberzeugt.
Fragen:
Sind ihnen solche Barbareien bekannt?
Was wuerden/werden sie dagegen unternehmen?
Was kann der einzelne tun?
Gelten Gesetze nur fuer die Plebs?
Mit entsetzten Gruessen
Harald ´Nemoralis´ Zimmermann
Sehr geehrter Herr Zimmermann,
vielen Dank für Ihre Frage zum Thema Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft und den Umgang mit Naturschutzgebieten. Sie haben mir Ihre Eindrücke von der offensichtlichen Rodung in einem Naturschutzgebiet „Felsenmeer“ geschildert. Leider kann ich Ihre Beschreibung räumlich nicht einordnen und demzufolge Ihre Frage, ob mir solche „Barbareien“ bekannt sind, in Bezug auf den konkreten Fall nicht beantworten. Ich persönlich kenne ein „Felsenmeer“ auf der Ostalb bei Aalen (Wental) und ein zweites Felsenmeer in der Nähe von Pforzheim.
Allgemein geantwortet: Nein, mir sind auch keine ähnlichen „Barbareien“ bekannt.
Das Problem in Ihrem beschriebenen Fall: Das Unglück ist bereits geschehen, die alten Bäume wurden bereits gefällt. Der Schaden ist eingetreten und nicht mehr wieder gut zu machen.
Was kann der Einzelne dagegen unternehmen? Mit wachem Auge durch die Natur gehen, sich lokal und frühzeitig in die Entscheidungsprozesse einbringen und damit Sorge tragen, das unumkehrbare Eingriffe in gewachsene Natur auf das Notwendigste beschränkt bleiben. Sie können Ihr Handeln unterstützen, indem Sie eine Politik wählen, die sich konkret für den Naturschutz einsetzt, so wie wir Grünen.
Gesetze gelten für alle Menschen. Gleichermaßen. Aber sie haben recht, Gesetze sind interpretierbar und machen unserer Zeitgenossen legen die Gesetze sehr frei aus. Das Risiko einer moderaten Strafe einbezogen. Den Kleinen bestraft man und den Großen lässt man laufen. Dies kennen wir auch aus anderen Bereichen. Ob dies im konkreten Fall so ist, kann ich aus der Ferne und mit den mir vorliegenden Informationen leider nicht beurteilen.
Die Aufgabe der Politik ist es auch, sich um die Menschen vor Ort zu kümmern und für sie ein offenes Ohr zu haben. Wenn Sie mir den Fall konkreter schildern wollen, so finden Sie auf meinen Internet-Seiten meine Mailadresse. Das ist, was ich als Politiker für Sie direkt tun kann.
Mit besten Grüßen
Ihr
Hartmut Wauer