Frage an Rolf Mützenich von Elke K. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Dr. Rolf Mützenich,
mein großes Lob für die Ideen der Regierung für die Kleinkindbetreuung.
Nachdem ich Ende der 90er Jahre selbst für 3 Jahre lang Sozialhilfe beziehen musste, weil ich keinen Krippenplatz für meinen Sohn bekommen konnte, begrüße ich das Engagement hier sehr und halte jeden Cent in der qualifizierten(!) Betreuung für weitaus besser angelegt, als in jeder Kindergelderhöhung. Außerdem kommt dieses Geld dann auch direkt den Kindern zugute, die z.B. wegen des ALG II-Bezugs ihrer Eltern von höherem Kindergeld keinerlei Vorteile hätten.
Allerdings wünsche ich mir dringen auch konkrete Pläne der Regierung für eine qualifizierte Betreuung der Kinder und Jugendlichen in den weiterführenden Schulen. Als Eltern - insbesondere wenn man alleinerziehend ist - fällt man nach Kindergarten und idealerweise Ganztagsgrundschule mit dem Schulwechsel wieder in ein tiefes, tiefes Loch. Es ist einfach zu früh für ein 10jähriges Kind, nach der Schule so lange allein zu Hause bleiben zu müssen, bis ein Elternteil nach einem Vollzeitjob endlich nach Hause kommt.
Wie sehen hier die konkreten Planungen der SPD aus, uns Eltern aus diesem Dilemma zu helfen? Ich persönlich beziehe genau wegen dieser fehlenden Betreuung derzeit wieder Sozialleistungen, diesmal ALG II, weil ich keinen Arbeitgeber finde, der mich so beschäftigt, dass ich mein Kind selbst zur Schule schicken und es hinterher wieder in Empfang nehmen kann. (Die unregelmäßigen Schulzeiten wegen der häufigen Unterrichtsausfälle sind bekanntermaßen leider Ländersache, weshalb ich diese weitere Problematik hier nicht vertiefen will.)
Mit freundlichen Grüßen
Elke Kouassi
Sehr geehrte Frau Kouassi,
vielen Dank für Ihre Mail. Mir ist die schwierige Situation, in der sich gerade allein erziehende Mütter und Väter befinden durchaus bewusst. Für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ist der Ausbau von Bildung und Betreuung die familienpolitische Aufgabe Nummer eins. Hier sehen wir das Geld gut angelegt. Denn der Ausbau des Angebots an Kinderbetreuung ist ein wirkungsvoller Schlüssel zur Verbesserung der Bildungs- und damit Zukunftschancen unserer Kinder, zur besseren Integration von Kindern aus sozial benachteiligten Familien sowie zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Vorschläge für eine Verbesserung der Betreuungsmöglichkeiten für die unter Dreijährigen sind nur ein Schritt.
Ich gebe Ihnen Recht, dass auch in der Frage der Betreuung von Kindern und Jugendlichen in weiterführenden Schulen dringender Handlungsbedarf besteht. Da entsprechende Maßnahmen Ländersache sind, kann der Bund unmittelbar wenig Einfluss nehmen. Immerhin konnten wir in den vergangenen Jahren jährlich 4 Mrd. € für den Ausbau der Betreuungsangebote an Schulen zur Verfügung stellen.
Auch für die Ganztagsschulen gilt: Wir helfen damit Kindern und Eltern. Kinder erhalten bessere Bildungschancen, weil sie besser individuell gefördert werden, Eltern können Familie und Beruf vereinbaren. Dass es gerade bei den Betreuungsmöglichkeiten auch für Schulkinder noch viel zu tun gibt, ist uns bewusst.
Wichtig wäre allerdings auch, wenn mehr Unternehmen Alleinerziehenden Berufsperspektiven eröffnen würden. Hier gibt es entsprechende Programme in den jeweiligen Arbeitsagenturen; allerdings müssen letztlich die Firmen selbst Angebote schaffen.
In der Hoffnung Ihre Fragen damit beantwortet zu haben, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen und wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Arbeitsplatzsuche.
Wenn Sie konkrete Fragen haben, können Sie sich auch gerne an mein Wahlkreisbüro in Köln (Tel.: 5306560) wenden.
Ihr Rolf Mützenich