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Rolf Mützenich
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Frage von thomas A. •

Frage an Rolf Mützenich von thomas A. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Dr. Rolf Mützenich,

am Ehrenfelder Gymnasium meiner Tochter (14 J) wurde vor den Sommerferien angekündigt, dass ab nächstem Schuljahr die "Inklusion" ansatzweise realisiert werden soll. Da ich bei div. Internet-Recherchen und Rückfragen an die Elternvertreter bisher eine grundsätzliche Frage nicht beantwortet bekam wende ich mich nun an Sie:

Vermute ich richtig, dass mit Inklusion an Gymnasien u.a. geistig behinderte oder schwer erziehbare Kinder in die Klassen aufgenommen werden und dadurch das Gymnasium sich wieder mehr in Richtung Hauptschule entwickelt, weil anders als durch eine klassenweite Lerntempoverlangsamung die neuen Kinder nicht inkludiert sondern verstärkt benachteiligt werden würden?

Da sich meine Tochter mit dieser Frage an mich wandte, ich sie aber nicht beantworten kann, werde ich mich über eine erklärende Antwort sehr freuen!

Vielen Dank und Grüße,
Thomas Albrich

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Albrich,

vielen Dank für Ihre Frage. Zunächst einmal möchte ich vorweg schicken, dass Bildungspolitik in die Hoheit der Länder fällt und ich das genaue Konzept Ihrer Schule nicht kenne und deshalb auch nicht einschätzen kann, was in Ihrem Fall "ansatzweise Inklusion" konkret bedeuten soll. Ich gehe jedoch davon aus, dass im Rahmen der Mitgestaltung die Eltern von der Schule auch entsprechend informiert werden. Ich bitte aber um Verständnis, dass ich Ihnen hier nur eine allgemeine Antwort und meine persönliche Einschätzung geben kann.

Das inklusive Bildungssystem ist mit vielen Sorgen und Ängsten behaftet. Eltern von Kindern mit Behinderung fürchten die Überforderung, dann gibt es Eltern mit Kindern ohne Behinderung, die wie Sie die Sorge haben, dass das Unterrichtsniveau durch die Teilhabe von Kindern mit Behinderung sinken könnte. Lehrerinnen und Lehrer in Förderschulen fürchten wiederum die Entwertung ihrer Arbeit, während das Lehrpersonal an den allgemeinen Schulen sich überfordert fühlt. Ich kann Ihre Sorgen gut verstehen, insbesondere wenn ein solches Programm sich noch in der Startphase befindet.

Konkret geht es natürlich darum, ob überhaupt die Voraussetzungen für inklusive Bildung erfüllt sind. Dass heißt zum einen die Frage nach dem Grad der Behinderung stellen. Hören die Kinder nur schlecht oder liegt eine schwere geistige und körperliche Behinderung vor? Ist die Schule entsprechend ausgestattet (Stichwort Barrierefreiheit)? Und die wichtigste Frage: Verfügen die Schulen über Lehrer, die dafür auch nur annähernd ausgebildet sind, oder wären die Kinder nicht in einer Förderschule mit behindertengerechten Lern- und Förderprogrammen besser aufgehoben?

Ich persönlich glaube, dass die Förderung von Kindern mit Behinderung nicht eine Frage des Systems ist, sondern das Zusammenspiel von Schülern, Bezugspersonen und vor allem die Qualität des Unterrichts entscheidend sind. Niemand kann und will sich der gezielten Förderung von Kindern mit Behinderung verschließen. Deshalb unterstütze ich grundsätzlich das Konzept der inklusiven Bildung, bei dem Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam erzogen und unterrichtet werden, weil in der Regel alle davon profitieren.

Ich möchte Sie zuletzt noch auf den Antrag der SPD-Bundestagsfraktion zu diesem Thema verweisen.
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/101/1710117.pdf

Sie können sich selbstverständlich auch jederzeit an mein Wahlkreisbüro (0221/5306560) wenden, wenn Sie Gesprächs- oder Ansprechpartner auf Landesebene oder bei der Schulverwaltung benötigen.

In der Hoffnung, Ihre Frage damit beantwortet zu haben, verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
Rolf Mützenich

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