Rolf Geffken
DIE LINKE
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Frage von Herbert B. •

Frage an Rolf Geffken von Herbert B. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Lieber Herr Geffken,
die Arbeitslosigkeit auch im Wahlkreis Cuxhaven-Osterholz ist hoch. Eine große Koalition von CDU/FDP und SPD/Grünen behauptet nun, wären die Beschäftigten williger, flexibler und billiger, dann würde die Konjunktur schon anspringen. Welche Politik ist Ihrer Meinung nach notwendig?

Antwort von
DIE LINKE

Die Vorstellung, durch mehr "Flexibilität" der Beschäftigten würde die Konjunktur eher anspringen, ist absurd: Zunächst: Wieviel m e h r Flexibilität ist gemeint? Bereits heute ist das "Normalarbeitsverhältnis" mit 38 Std pro Woche die Ausnahme. Der Anteil der gerinfgügig Beschäftigten, der befristet Beschäftigten, der als "Leiharbeitnehmer" beschäftigten usw. steigt ständig. Gleichzeitig wächst das Überstundenvolumen. Ebenso wächst die vetraglich vereinbarte Arbeitszeit. Mit sog. Modellen "freier Arbeitszeitbestimmung" verzichten zunehmend immer mehr Beschäftigte faktisch auf Urlaub, Arbeitsunfähigkeitszeiten usw..

Wurde durch all diese Schritte auch nur e i n Arbeitsplatz m e h r geschaffen? Nein. Auch die "Lockerungen" des Kündigungsschutzes, die die SPD-Grünen-Koalition einführte, haben keinen neuen Arbeitsplatz geschaffen. Im Gegenteil: Dadurch daß ArbeitnehmerInnen ab dem 52. Lebensjahr beispielsweise ohne jeden Grund befristet beschäftigt werden können, ist der Kündigungsschutz für ältere Arbeitnehmer abgeschafft, obwohl früher ältere Arbeitnehmer als besonders schutzwürdig galten.....

Was wir brauchen ist eine Senkung der Arbeitszeit, mindestens eine gesetzliche Festschreibung der Arbeitszeitgrenze auf 40 Stunden. Ferner müssen Überstunden erheblich verteuert werden und die Löhne angehoben werden, vor allem aber muß ein gesetzlicher Mindestlohn geschaffen werden, wie ihn bspw Großbritannien, Frankreich und Luxemburg haben. Als Exportweltmeister fehlt es der deutschen Ökonomie nicht an Stärke schlechthin, wohl aber an Binnenkaufkraft. Die aber kann und darf nicht durch die sog. "Lohnnebenkosten" (zulasten der Sozialleistungen) sondern nur durch eine Erhöhung der Reallöhne gesteigert werden. Zugleich muß die Binnenkonjunktur durch staatliche Investitionsprogramme gefördert werden, auch und gerade im regionalen Raum. Denken wir an das marode Entwässerung- und Sielsystem, an den Zustand der öffentlichen Straßen und vor allem des öffentlichen Nahverkehrs. Deshalb tritt bspw. die Linkspartei für eine Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken etwa zwischen OHZ und STD ein. Die Sitaution der öffentlichen Haushalte ist da kein Gegenargument, denn die bisherige Steuerpolitik hat die großen Unternehmen und die großen Einkommensmillionäre reicher gemacht und nahezu alle Lasten der ArbeitnehmerInnen und den kleinen Gewerbetreibenden Freiberuflern aufgebürdet. Hier muß eine grundsätzliche "Umsteuerung" der Politik in Bund und Land erfolgen, sodaß die Kommunen vor Ort wieder mehr Möglichkeiten zur politischen und wirtschaftlichen Gestaltung erhalten.

Dr. Rolf Geffken