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Robert Habeck
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Klaus P. •

Was hat die Laufzeitverlängerung der letzten 3 AKWs bis Mitte 4.2023 gekostet? Haben die Betreiber auf jedwede staatliche Zuwendung verzichtet? Wer der Strompreis ausreichend? Wie hoch war er?

Häufig werden Firmen bei Gesetzesänderungen, hier die Lufzeitverlängerung, entschädigt.
Die Betreiber hatten mit Mitarbeiter sicherlich schon Vereinbarungen, z.B. Altersteilzeit und ähnliches geschlossenich, mit anderen Firmen Verträge gekündigt bzw. geschlossen.
All dies wieder zu ändern, verursacht Kosten, welche sich Firmen häufig erstatten lassen.
Selbst das Absetzen dieser Kosten von der Steuer verursacht Steuerausfälle.
Was ist da zusammen gekommen?
Welchen Strompreis haben die Betreiber pro kWh im Schnitt bekommen?
(Nach der staatlichen Homepage smard.de/home/marktdaten waren dies in der Zeitspanne 1.1.23-30.4.23 11,36 Ct/kWh gewesen.) Das hätte die Kosten aber kaum decken können?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr P.,

vielen Dank für Ihre Frage.

Mit der Atomgesetznovelle wurde der Auftrag aus der Richtlinien-Entscheidung des Bundeskanzlers umgesetzt, dass die drei Atomkraftwerke Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2 aus energiewirtschaftlichen Gründen über den 31. Dezember 2022 hinaus zum Leistungsbetrieb berechtigt wurden, den sie spätestens mit Ablauf des 15. April 2023 beenden mussten. Dabei durften nur die in den drei AKW jeweils bereits vorhandenen Brennelemente genutzt werden. Aufgrund des kurzen Zeitraums von maximal dreieinhalb Monaten zusätzlichen Leistungsbetriebs war hierfür keine Periodische Sicherheitsüberprüfung vorzulegen. Der Staat übernimmt keine Kosten für diesen Streckbetrieb. 

Mit dem Atomausstieg ist ein energiepolitischer Meilenstein gelungen. Zur Abschaltung der hochriskanten und keinesfalls nachhaltigen Atomtechnologie haben sich in den letzten Jahren alle demokratischen Parteien und auch die Vorgängerregierung bekannt. Der Ausstieg aus der Atomkraft ist ein Sicherheitsgewinn für unser Land, macht uns weniger verwundbar, wie speziell ein Blick auf den Krieg in der Ukraine deutlich macht. Die Atomkraft ist eine Hochrisikotechnologie, die selbst mit größtem Ingenieurswissen nicht beherrschbare Risiken umfasst und nicht gegen terroristische Angriffe oder Naturkatastrophen gefeit ist. Zudem macht uns der Atomausstieg unabhängig von nuklearen Brennstoffen, die wir bisher überwiegend aus Russland bezogen haben.

Für die Sicherheit der Stromversorgung werden in Zukunft neben einem massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien flexible Kraftwerkskapazitäten gebraucht. AKW sind ungeeignet, Stromlücken zu schließen, weil sie nur im Dauerbetrieb laufen können. Für Engpässe stehen daher Gas- und in abnehmenden Maße Kohlekraftwerke als Reserve zur Verfügung. Selbst eine Laufzeitverlängerung aller drei AKW-Anlagen hätte nur einen geringen Anteil am Strommix gehabt. Atomstrom wurde inzwischen durch Erneuerbare Energien ersetzt.

Für die Zukunft setzen wir auf die effizientesten und klimafreundlichsten Technologien, Windkraft und Solarenergie, die sicheren, sauberen und günstigen Strom produzieren. Deren Ausbau werden wir entschieden weiter beschleunigen. Bürger*innen, in den Kommunen vor Ort können durch finanzielle Beteiligungen davon wirtschaftlich profitieren. Unternehmen können ihre Produktion und Stromversorgung auf erneuerbare Basis umstellen und so ihren Wettbewerbsvorteil im globalen Wettbewerb sichern.

Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute.

Beste Grüße

Ihr Team Habeck

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