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Robert Habeck
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Frage von Marco B. •

Frage an Robert Habeck von Marco B. bezüglich Energie

Sehr geehrter Herr Habeck,
da Si als schneller Antworter auf meine Frage vom 29.03.2012 noch nicht geantwortet haben, fürchte ich, daß ich sie in der falschen Abteilung gepostet habe.
Daher meine Frage nochmals in der Rubrik Landtagswahl 2012 in S-H:

In Ihrer Antwort an Herrn D. vom 29.03.2012 sprechen Sie von "ein ´smartes´ Verbrauchsmagement, dass den Energieverbrauch der Produktion anpasst und so die Spitzen nimmt".
Das produzierende Gewerbe darf also nur bei ausreichendem Windaufkommen Waren herstellen.
Halten Sie dies für eine sinnvolle Wirtschaftspolitik?
Werden Sie Strom in windschwachen Zeiten für private Haushalte rationieren?
Befürworten Sie eine Planwirtschaft?

Weiterhin führen Sie aus: "Verzahnung der Erneuerbaren Energien in ganz Europa und Nordafrika durch ein Hochspannungsgleichstromnetz".
Sind Sie der Überzeugung, daß ein wichtiger Teil der Energieversorung der europäischen Wirtschaftsnationen aus einer krisengeschüttelten und politisch nicht stabilen Region dieser Welt stammen soll?

Die DESERTEC Industrieinitiative (Dii GmbH) geht von einem Volumen von 400 Milliarden Euro für das DESERTEC-Projekt aus. Nimmt man den Elbphilharmonie-Faktor hinzu, so könnten schnell Kosten in Höhe des 2 - 2,5 fachen dieses Betrages entstehen. Hinzu käme noch der Ausbau des Hochspannungsgleichstromnetzes (HGÜ) kreuz und quer durch ganz Europa.
Wer soll Ihrer Meinung nach diese Kosten tragen?

Mit freundlichen Grüßen

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Bernardi,

erstmal Entschuldigung, falls mir eine Antwort durchgerutscht ist. Ich beantworte die Frage ja selbst und hetze im Moment von Termin zu Termin und komme nicht mehr regelmäßig an den PC.

Aber jetzt: Selbstverständlich soll Gewerbe nicht nur produzieren, wenn der Wind weht oder die Sonne scheint. Die smart-grid-Technologie konzentriert sich derzeit vor allen Dingen auf Privathaushalte. Aber auch die Industrie kann durchaus Bestandteil einer flexiblen Technologie sein. Mit der Raffinerie in Heide etwa diskutierte ich, ob nicht deren Wasserstoffproduktion sowohl als Lastsenke (bei großem EE-Stromangebot) wie auch als Speicher funktionieren kann. Die Firma Holcim plant die Nutzung eines ehemaligen Abbaugebietes als Wasserspeicher, etc.

Die Energiewende hat auch nichts mit Planwirtschaft zu tun, sondern im Gegenteil mit der Stärkung von funktionierenden und konkurrierenden System. So soll ja der Preis, der über den Handel an der Strombörse ermittelt wird, ja steuernde Wirkung haben. Wenn der Markt preiswerten Strom produziert, ist der Verbrauch auch preiswerter und vice versa.

Was Desertec angeht, so ist es einerseits richtig, dass man aufpassen muss, nicht neue Anhängigkeiten zu schaffen und an der Dezentralität der Energieversorgung festzuhalten (aber das sprechen Sie gar nicht an), andererseits ist der Aufbau Erneuerbarer Energien ein starker Beitrag zur Stabilisierung schwieriger Regionen. Daran kann ich nichts Böses erkennen, eher im Gegenteil.

Mit besten Grüßen

Ihr Robert Habeck

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