Frage an Rita Hagl-Kehl von Veronika R. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Hagl-Kehl,
Die Schiedsstelle in Berlin hat entschieden, dass rückwirkend bis 15.7. ab sofort Hausbesuche von Hebammen bei Frauen im Wochenbett nicht mehr bezahlt werden und die Frauen sich somit mitsamt Neugeborenem zu ambulanten Einrichtungen schleppen müssen. Was halten sie als Frau davon? Die Situation für Hebamme und der Schwangerenbetreuung bzw Wochenbettbetreuung ist doch eh schon kaum zumutbar aufgrund des hohen Mangels sowie der viel zu schlechten Bezahlung. Wie kann die SPD als soziale Partei es mittragen, dass sich das reiche Deutschland offensichtlich das Kinderkriegen nicht mehr leisten kann?
Mit freundlichen Grüßen,
V. R.
Sehr geehrte Frau R.,
vielen Dank für Ihre Anfrage, denn dieses Thema bewegt mich selbst als Mutter sehr. Ich sehe die Entscheidung sehr kritisch. Eine werdende Mutter sollte selbst bestimmen können, wo und unter welchen Bedingungen sie ihr Kind zur Welt bringen möchte. Für die Versorgung von Schwangeren, Müttern und Familien sind Hebammen ein unverzichtbarer Bestandteil, die jedoch seit Jahren mit sehr niedriger Bezahlung arbeiten.
Grundsätzlich werden die vertraglichen Vereinbarungen über die Versorgung mit Hebammenhilfe, die Vergütung der Hebammen, die abrechnungsfähigen Leistungen und die Anforderungen der Qualitätssicherung zwischen den Verbänden der Hebammen und dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkasse getroffen.
Ein gesetzlicher Rahmen hierfür wurde in den letzten Jahren unter Mitwirkung der SPD-Bundestagsfraktion geschaffen, um auch in Zukunft eine flächendeckende Versorgung zu sichern und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. z.B. Dazu gehören z.B. die Berücksichtigung der steigenden Haftpflichtprämien bei der Vergütung von Hebammen mit Geburtshilfe oder die Bereitstellung von zusätzlichen finanziellen Mitteln bei Hebammen mit nur wenigen Geburten, um diese durch die Erhöhung der Haftpflichtprämie nicht finanziell zu überlasten.
Ich sehe darin insgesamt noch kein zufriedenstellendes Ergebnis und daher möchte ich mich zukünftig weiter dafür stark machen, dass dieser Beruf wieder attraktiver wird und die Arbeitsbedingungen sich verbessern. Martin Schulz fordert auch einen Neustart der deutschen Pflege: Wir brauchen mehr Personal, bessere Bezahlung und mehr Pflegeplätze. Besonders in eine gute Ausbildung muss investiert werden, um eine qualifizierte und ausreichende Pflegestruktur zu schaffen. Ein kleiner Stein wurde auch hier bereits durch die Möglichkeit einer Modellausbildung an Hochschulen für die akademische Ausbildung von Hebammen und anderen Gesundheitsberuf bereits gelegt. Hieran muss angeknüpft werden, um auch gerade junge Menschen für eine Ausbildung in Pflegeberufe gewinnen zu können.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen meinen Standpunkt näher bringen. Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne jederzeit zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Rita Hagl-Kehl, MdB