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Frage von Peter S. •

Frage an Richard Spieß von Peter S. bezüglich Soziale Sicherung

Was haben Sie und Ihre Partei vor um den Alkoholmissbrauch
bei Jugendlichen zu stoppen ?

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Schweiger

Jedes Jahr trinken ca. 750000 Menschen in der Bundesrepublik das erste Mal Alkohol. Für ca. 10% kann dies der Beginn einer zweifelhaften Alkoholikerkarriere sein. Jugendalkoholismus findet man kaum in einer Statistik - spektakulärer sind die jugendlichen Drogenabhängigen - aber die meisten User illegaler Drogen haben zuvor Erfahrungen mit der Pulle gemacht.

Kinder werden frühzeitig an den Geschmack von Alkohol gewöhnt: In vielen Süßigkeiten und Lebensmitteln, die sogar ausdrücklich für diese Altersgruppe angepriesen werden, ist Alkohol enthalten. So wird frühzeitig der alkoholische Geschmack antrainiert, denn normalerweise wirkt dieser beißende Geschmack abstoßend. Viel schlimmer, als das Rauschtrinken ist, dass der immer früher einsetzende dauerhafte Alkoholkonsum junger Menschen von politisch Verantwortlichen wie auch den Eltern dramatisch unterschätzt und diesem Missbrauch bisher präventiv nicht ausreichend begegnet werde. Ursache für einen deutlichen Anstieg des Alkoholkonsums in den letzten Jahren ist nach Angaben der Suchtexperten, die rund 3600 Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren befragten, ein höherer Konsum von Bier, aber auch von Bier-Mischgetränken und Spirituosen. Die vor einigen Jahren noch so beliebten "Alcopops" werden kaum mehr konsumiert. Die Verharmlosung des Bierkonsums durch die Brauereien ist eine nicht hinnehmbare Gefährdung unserer Jugend. Die Direktorin der BZGA, Elisabeth Pott, kritisierte, dass Alkoholkonsum allgemein als Trinkkultur bezeichnet und die Folgen verharmlost werden.

Werbung für Bier und Wein hat starken Einfluss auf Jugendliche. Je mehr Alkoholwerbung Kinder und Jugendliche sehen, desto früher greifen sie offenbar selbst zur Flasche. Wie eine neue Studie zeigt, hat die Werbung auch sonst schlimme Folgen.
Junge Leute, die viel Alkoholwerbung sehen, trinken auch mehr. Das sagt eine Untersuchung, die, die Drogenbeauftrauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, vorgestellt hat. Vor allem in Bayern wird so getan, als wäre das Trinken von Bier eine Selbstverständlichkeit und gehöre zur bayrischen Kultur.

Dass ein striktes Alkoholverbot nichts bringt, zeigte die Alkoholprohibition in den USA und in Finnland. Solche Verbote und die damit einhergehende Kriminalisierung führen zu einer Schattenwirtschaft und zu einer entsprechenden Beschaffungskriminalität, wie man das auch bei anderen Drogen sehen kann.

Aus meiner Sicht wäre zu aller erst ein absolutes Werbeverbot eine Maßnahme, die vor allem bei Jugendlichen eine positive Wirkung hat. Es muss eine deutliche Anhebung der Steuer auf Alkohol erfolgen. Alkohol darf nicht in Lebensmittelgeschäften oder Kiosken und Tankstellen verkauft werden, wo der Verkauf nur sehr schwer zu kontrollieren ist, sondern in eigens dafür lizenzierten Läden.

Die wichtigste Forderung ist aber sicherlich konsequente Aufklärung in Schulen und in der Jugendarbeit.

Über 40000 Tote in Deutschland gehen pro Jahr auf das Konto von Alkohol. Ungezählte zerstörte Existenzen und Familien, häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder, Tausende von Schwerstverletzen im Straßenverkehr – und alle haben mal mit einem Bier angefangen, meist im jugendlichen Alter. Es wird Zeit mit der Verharmlosung aufzuhören.

Mit freundlichen Grüßen
Richard Spieß