Frage an Richard Spieß von Sarah M. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Spieß,
was sagen zu der folgenden Aussage des CSU-Chefs Huber (wir leben im 21. Jahrhundert): "Man müsse von der Kirche lernen: Die habe Jahrhunderte lang von der Hölle gepredigt - und erst so die Menschen zu gutem Verhalten und in den Himmel gebracht."?
MfG
Sarah Müller
Sehr geehrte Frau Müller
Wer solche Äußerungen macht, scheint panische Angst vor Menschen zu haben, die ein selbstbestimmtes Leben führen wollen. Das heißt nichts anderes als „ mach den Menschen so viel Angst, dass sie es nicht mehr wagen, gegen die Obrigkeit „aufzumucken „. Mit der Angst vor der ewigen Verdammnis und Höllenqualen hat die Kirche die Menschen in einer steten Angst gehalten, den von der Kirche aufgestellten Kriterien nicht zu genügen. Diese Kriterien waren aber so unmenschlich, dass sie nicht eingehalten werden konnten. Die Lösung des Problems war die Beichte, die dazu führte, dass der Klerus immer bestens über die Menschen informiert war, praktisch der gläserne Bürger des Mittelalters. Wer mehr auf dem Kerbholz hatte, dem stand ja noch der Ablasshandel zur Verfügung. Heute träumt die CSU von einer Welt, in der sie vorgibt was richtig und was falsch ist und die Menschen durch modernste Überwachung immer unter Kontrolle hat ( Videoüberwachung, Computerüberwachung, Emailverkehr aufzeichnen, usw. ).
Wer schön kuscht und sein Kreuzchen an der richtigen Stelle macht kommt dann in den Genus des einen oder anderen Vorteils ( Ämterpatronage etc. ). Die anderen werden eingeschüchtert mit drohendem Arbeitsplatzverlust und mit der Armut per Gesetz, Hartz IV genannt. Im Mittelalter funktionierte das so, die Kirche hielt die Menschen dumm und der König hielt sie arm. Erwin Huber und die CSU scheinen beides selbst leisten zu wollen. Mit einem der geringsten Ausgaben für Bildung, im vergleich zum BIP, aller Industriestaaten und einem hoch selektiven Schulsystem, werden die Menschen dumm gehalten. Mit einer, in der Geschichte der Industriestaaten einmaligen Umverteilung von unten nach oben und dem, seit Jahren andauernden Abbau von Sozialleistungen ( Gesundheit, Pflege, Arbeitslosigkeit, usw. ), werden breite Schichten der Bevölkerung in die Armut getrieben. Erwin Huber hat durch seine Äußerung bewiesen, dass er ein erfolgreicher Politiker sein könnte – im Mittelalter.
Mit freundlichen Grüßen
Richard Spieß