Frage an Reyk Seela von Simon S. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Schulz,

herzlichen Dank für Ihre Mail, die ich wie folgt beantworten möchte:

Zunächst ist ganz nüchtern zu konstatieren, dass Thüringen bezüglich der Bildungspolitik im Vergleich der deutschen Bundesländer auf Platz 2 steht (laut Bildungsmonitor 2009 – gestrige Nachrichtensendung ARD). Beim Vergleich der Grundschulen (IGLU-Test) belegen wir PLATZ 1. Darüber hinaus müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass wir (Thüringen) auch beim internationalen PISA-Vergleich einen Spitzenplatz (7) einnehmen. Zudem sollten Sie wissen, dass kein deutsches Bundesland sowie auch Finnland pro Schüler mehr Geld investiert als Thüringen. Mit 6.600 € sind wir Spitze! Meine Gegenfrage, diese erfolgreiche Bildungspolitik wollen Sie ändern? Wir werden nach der Wahl diesen erfolgreichen Kurs fortsetzen und weiter viel Geld in Bildung investieren. Wir wollen im Vergleich der deutschen Länder den ersten Platz erreichen, also wollen wir eine Veränderung von Platz 2 auf Platz 1.

Allerdings ist nichts so gut, dass es nicht noch besser gemacht werden kann. Daher wollen wir im Gegensatz zu LINKE, SPD und Grüne nicht die erfolgreichen Strukturen zerschlagen, sondern wollen die Inhalte – die Qualität von Bildung in den bestehenden Grundstrukturen verbessern. D.h., wir werden den Schulen, den Lehrern noch mehr Eigenverantwortung bei der Entwicklung ihrer Schule geben. Wichtig ist diese Eigenständigkeit vor allem bei der Auswahl von Lehrerpersonal, hier muss jede einzelne Schule mehr mitreden können. Zudem werden wir definitiv mehr junge Lehrer einstellen, ab 2011 jedes Jahr 500; die Jahre zuvor etwas weniger, weil wir in bestimmten Fächern mehr Lehrer haben wie benötigt werden. Dies muss in ein richtiges Verhältnis gebracht werden. Zudem müssen wir mit mehr Personal eine verstärkte Binnenförderung bzw. individuelle Förderung der Schüler im Schülerverband schaffen.

Wir werden im Gegensatz zu SPD/Linke/Grüne die eigenständige Grundschule sowie die Standorte der Gymnasien erhalten. Diese Parteien planen das sogenannte „gemeinsame Lernen bis zur 9. Klasse, bevor der Übertritt ins Gym. erfolgt“ (was im Übrigen ja bereits möglich ist in einer Integrierten Gesamtschule). In der Praxis – die wie ich jetzt auf einer Podiumsdiskussion erfahren konnte, soll die Umstellung 10 Jahre dauern (arme Lehrer und Schüler, die nicht mehr zur Ruhe kommen werden) – würde dies bedeuten, dass die eigenständige Grundschule wegfallen würde, da ja alle bis zur 9. Klasse in einer Schule gemeinsam lernen. Da die bestehenden Gymnasien keine Schüler mehr nach der Klasse 4, sondern erst nach der 8. oder 9. Klasse erhalten, werden diese nur noch die Hälfte der Schülerzahlen zur Verfügung haben und damit verwaisen und in ihrer Existenz gefährdet sein. Ich hoffe, dass wir nach dem 30. August 2009 von diesen Experimenten verschont bleiben.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Reyk Seela