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Frage von Eugen S. •

Frage an René Röspel von Eugen S. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Röspel,

zur Zeit wird ja wieder heftig darüber diskutiert, ob -und wenn ja -wie lange man die AKW´s noch am Netz lassen will bzw. soll.
Einige "Experten" behaupten ja auch tatsächlich, Atomstrom sei Ökostrom...
Na ja, die Abfälle sind ja vergraben und daher nicht sichtbar -aus den Augen aus dem Sinn.

Nun aber zu meiner Frage:
Warum werden die Energieunternehmen nicht verpflichtet, in Solarenergie (Photovoltaik) zu investieren, indem sie z.B. Dachflächen anmieten und mit entsprechender Technik versehen.
Ein neues Kraftwerk zu bauen kostet ja -egal welcher fossile Brennstoff verbrannt wird- eine Menge Geld.
Dieses Geld könnte doch z. B. ebenso in Solarenergie investiert werden und in andere regenerative Formen.
Dieser Denkansatz kann doch so ungewöhnlich nicht sein. Und Solare Energie ist erneuerbar und produziert kein CO2...
Bin gespannt auf Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen

Eugen Steinberg

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Steinberg,

vielen Dank für Ihre email und Ihre Frage über abgeordnetenwatch.de vom 11. Juli 2008.

Vorab möchte ich festhalten, dass wir in der Bewertung alternativer Energien übereinstimmen. Auch ich wünsche mir, dass wir noch mehr als bisher in alternative Energieträger und insbesondere in die Solarenergie investieren. Hätten wir als SPD nicht ab 1998 konsequent auf Alternativen zu Kohle und Atom gesetzt, wäre Deutschland heute nicht Weltmeister in Umwelttechnologien und der Nutzung alternativer Energieträger.

So sehr ich Ihren Ansatz teile, so sehr habe ich jedoch Bedenken hinsichtlich der Umsetzbarkeit einer Verpflichtung der Energieunternehmen zur Nutzung von Photovoltaik. Hier gibt es zahlreiche praktische, kartellrechtliche und europapolitische Probleme, die eine "einfache" Verpflichtung unmöglich machen. Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz und Förderprogrammen sind wir als rot-grüne Bundesregierung einen nachhaltigen und auch europarechtlich soliden Weg gegangen. Die positive Entwicklung (2007: Anteil von 14,2 Prozent für erneuerbare Energien am Bruttostromverbrauch; ein Fünftel mehr als in 2006) des Anteils erneuerbarer Energien und auch die Entwicklung des Wirtschaftsfaktors erneuerbare Energien geben uns, so denke ich, Recht.

Technisch gesehen muss ich insofern korrigieren, als natürlich auch die Solarenergie (beispielsweise die Herstellung von Sonnenkollektoren) nicht CO2-frei hergestellt bzw. gewonnen werden kann. Allerdings ist die CO2-Belastung nicht einmal annähernd vergleichbar mit dem Ausstoß eines Kohlekraftwerks oder der Nutzung von Öl; und wird über die Nutzungsdauer kompensiert.

Die Debatte über längere Laufzeiten für Atomkraftwerke (oder gar die Debatte über neue Atomkraftwerke) ist hingegen "von gestern". Wer ernsthaft glaubt, Atomenergie sei "sauber" und "umweltschonend", den möchte ich unter anderem auf den Bericht von "Frontal 21" (vom 5. Februar 2008) zu Umweltschäden durch Uranabbau hinweisen.

Dass wir das Problem der Endlagerung nicht einmal ansatzweise gelöst haben, haben die jüngsten Probleme und Vertuschungen beim Forschungsbergwerk Asse erst wieder gezeigt. Wer angesichts dieser massiven Schwierigkeiten - auch und gerade unter dem Aspekt Umweltschutz - behauptet, die Atomenergie sei umweltschonend, der hat schlicht keine Ahnung vom Thema.

Wie Sie richtig schreiben, kann man den strahlenden Müll zwar vergraben nach dem Motto "aus den Augen aus dem Sinn"; er holt uns aber irgendwann wieder ein - nachhaltige Politik ist das nicht. Daher: Ja zu einer stärkeren Förderung alternativer Energien - Nein zum Atomstrom von Gestern.

Mit freundlichen Grüßen
René Röspel